19.10.2024
Einzelhandel unter Druck: Dringender Bedarf an staatlicher Investitionshilfe

Einzelhandel: Handelsverband fordert Förderprogramme für Investitionen

Die Situation im Einzelhandel bleibt angespannt, und der Handelsverband Baden-Württemberg hat erneut auf die Notwendigkeit von staatlichen Förderprogrammen hingewiesen. Verbandsvize Michael Endress äußerte in Stuttgart, dass die Händler dringend Unterstützung benötigen, um notwendige Investitionen tätigen zu können. Besonders im Hinblick auf die bevorstehenden Haushaltsverhandlungen der Landesregierung aus Grünen und CDU warnte er vor möglichen Kürzungen bei Förderprogrammen, die für die Branche von entscheidender Bedeutung sind. Endress betonte, dass die bisherigen Fördermaßnahmen erfolgreich gewesen seien und unbedingt fortgeführt werden müssten, um eine weitere Verödung der Innenstädte zu verhindern.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass etwa 80 Prozent der Einzelhändler ihre Eigenkapitalreserven aufgebraucht haben, was die Gespräche mit Banken erheblich erschwert. Der Handelsverband sieht hierin eine ernsthafte Bedrohung für die Existenz vieler Unternehmen, die ohne staatliche Unterstützung nicht in der Lage sind, in die Zukunft zu investieren. Diese Investitionen sind nicht nur für das Überleben der Unternehmen wichtig, sondern auch für die Belebung der Innenstädte, die in den letzten Jahren stark unter den Folgen der Corona-Pandemie und dem veränderten Konsumverhalten gelitten haben.

Haushaltsverhandlungen und deren Auswirkungen

Die Landesregierung arbeitet derzeit an einem Haushaltsplan für die Jahre 2025 und 2026, der bis zum Jahresende vom Landtag verabschiedet werden soll. Die Verhandlungen gestalten sich in diesem Jahr als besonders schwierig, da weniger Geld für neue Projekte zur Verfügung steht als in den Vorjahren. Dies ist besonders problematisch, da es sich um den letzten Haushalt der laufenden Legislaturperiode handelt. Politische Projekte, die nicht in diesem Haushalt verankert sind, haben bis zur nächsten regulären Landtagswahl im Frühjahr 2026 kaum Chancen auf Realisierung.

Die Unsicherheit über die zukünftige finanzielle Unterstützung hat im Einzelhandel bereits zu einer erhöhten Sparneigung der Kunden geführt. Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands, erklärte, dass die Verbraucher in Baden-Württemberg tendenziell mehr sparen, was sich negativ auf den Umsatz der Einzelhändler auswirkt. Das Jahr 2024 verläuft bisher eher verhalten, und eine nachhaltige Erholung des privaten Konsums sowie der Gesamtwirtschaft scheint nicht in Sicht zu sein.

Investitionsbedarf im Einzelhandel

Die aktuelle Lage zwingt viele Einzelhändler dazu, über notwendige Zukunftsinvestitionen nachzudenken. Laut einer Broschüre des Handelsverbandes Deutschland (HDE) sind zahlreiche Händler nicht in der Lage, diese Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen. Die Krisen der letzten Jahre haben tiefe Spuren hinterlassen, und die wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen lässt oft keinen Spielraum für Investitionen in digitale Transformation, Klimaschutz oder die Verbesserung der Standorte. Der HDE fordert daher Investitionshilfen als wichtige Voraussetzung für die Umsetzung zukunftsorientierter Projekte.

Besonders gefragt sind Investitionen in die städtische Infrastruktur, die von 41 Prozent der Befragten als am wichtigsten erachtet werden. Weitere wichtige Bereiche sind finanzielle Zuschüsse für die Geschäftsausstattung (38 Prozent) und Digitalisierungshilfen (36 Prozent). Zudem sehen 33 Prozent der Händler die Notwendigkeit, Maßnahmen zur Förderung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu ergreifen.

Regulatorische Herausforderungen

Die Handelsunternehmen haben in den letzten Jahren bereits erhebliche Fortschritte im Bereich Klimaschutz erzielt und ihren CO2-Ausstoß um 33 Prozent im Vergleich zu 2013 gesenkt. Dennoch sind die aktuellen Rahmenbedingungen für den Ausbau von Photovoltaik und Ladeinfrastruktur sowie im Bereich Energieeffizienz nicht förderlich. Der HDE fordert substanzielle Verbesserungen und eine Vereinheitlichung der Anforderungen, um den Unternehmen die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu erleichtern. Derzeit existieren in den Bundesländern unterschiedliche Ansätze zum verpflichtenden Ausbau von Photovoltaik, was zu Verzögerungen und erhöhtem Aufwand führt.

Fazit

Die Lage im Einzelhandel bleibt angespannt, und die Notwendigkeit von Förderprogrammen für Investitionen ist dringlicher denn je. Der Handelsverband Baden-Württemberg hat die Landesregierung aufgefordert, die bisherigen erfolgreichen Fördermaßnahmen fortzuführen, um den Händlern zu helfen, notwendige Investitionen zu tätigen und die Innenstädte zu beleben. Ohne staatliche Unterstützung könnte die Existenz vieler Einzelhändler gefährdet sein, was weitreichende Folgen für die lokale Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt hätte.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die politischen Entscheidungsträger die Bedürfnisse des Einzelhandels ernst nehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Branche zu unterstützen und eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu fördern.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Handelsverband Deutschland.

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