19.10.2024
Sanierung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover ohne Gleisneubau

Überlastetes Schienennetz: Kein weiteres Gleis für die Bahnstrecke Hamburg-Hannover

Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Hannover, die eine wichtige Verbindung für den Personen- und Güterverkehr darstellt, steht vor einer umfassenden Sanierung. Die Deutsche Bahn hat kürzlich bekannt gegeben, dass im Rahmen dieser Sanierung kein zusätzlicher Gleisbau vorgesehen ist. Dies bedeutet, dass die für 2029 geplanten Modernisierungsarbeiten keine Erweiterung der Gleisanlagen umfassen werden, was in der Verkehrsplanung und der Diskussion um die Pünktlichkeit der Züge von großer Bedeutung ist.

Aktuelle Situation und geplante Maßnahmen

Die 163 Kilometer lange Strecke zwischen Hamburg und Hannover ist eine der meistbefahrenen Bahnverbindungen in Deutschland. Laut Angaben der Deutschen Bahn ist die Strecke sowohl für den Personenverkehr als auch für den internationalen Güterverkehr von hoher Bedeutung. Insbesondere der Rangierbahnhof Maschen spielt eine zentrale Rolle, da jeder vierte Güterwagen in Deutschland von oder nach Hamburg fährt. Trotz dieser Bedeutung gibt es jedoch erhebliche Qualitätsprobleme, die auf die überalterte Infrastruktur zurückzuführen sind. Im Juli 2024 lag die Pünktlichkeit auf dieser Strecke bei lediglich 56 Prozent, was unter dem bundesweiten Durchschnitt von 62 Prozent liegt.

Für die bevorstehenden Arbeiten ist eine vollständige Sperrung der Strecke für fünf Monate im Jahr 2029 geplant. Zuvor wird es bereits ab dem 1. Mai 2026 eine erste Sperrung für zehn Wochen geben, in deren Verlauf etwa 100 Kilometer Gleise und rund 70 Weichen erneuert werden sollen. Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Qualität und Pünktlichkeit des Bahnverkehrs zu verbessern.

Politische Reaktionen und Forderungen

Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) hat sich in der Vergangenheit für einen dreigleisigen Ausbau der Strecke ausgesprochen. Er argumentiert, dass zusätzliche Gleise notwendig sind, um die steigende Nachfrage im Bahnverkehr zu bewältigen. Auch die niedersächsischen Grünen und der Verkehrsclub Niedersachsen (VCD) unterstützen die Forderung nach einem Neubau der Strecke, um die Kapazitäten zu erhöhen und mehr Züge zwischen Hamburg und Hannover verkehren zu lassen.

Die Diskussion über den Ausbau der Verbindungen im Dreieck Hamburg-Bremen-Hannover wird parallel zu den Sanierungsplänen geführt. Die Deutsche Bahn hat angekündigt, die Ergebnisse einer Verkehrsprognose für das Jahr 2040 abzuwarten, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden. Ein Sprecher der Bahn betonte die Notwendigkeit zusätzlicher Gleise, um die Pünktlichkeit der Züge zu gewährleisten.

Umleitungen und Auswirkungen auf den Fernverkehr

Während der geplanten Sperrungen im Jahr 2026 und von Februar bis Juli 2029 werden die meisten Fernverkehrszüge über Bremen umgeleitet. DB-Projektleiter Dieter Olliges hat darauf hingewiesen, dass die genaue Dauer der Fahrzeitverlängerungen noch nicht festgelegt werden kann. Diese Umleitungen sind vergleichbar mit der derzeit laufenden Sanierung der Strecke Hamburg-Berlin, bei der sich die Fahrzeit um etwa 45 Minuten verlängert hat.

Finanzierung und Kosten der Sanierungsmaßnahmen

Die Kosten für den ersten Abschnitt des Modernisierungsprojektes im Jahr 2026 werden auf etwa 300 Millionen Euro geschätzt. Für die umfassenden Arbeiten im Jahr 2029 rechnet die Deutsche Bahn mit einer Milliardensumme. Diese Investitionen sind Teil eines bundesweiten Plans zur Generalsanierung von mehr als 4.000 Streckenkilometern, um die Qualität und Effizienz des Schienenverkehrs in Deutschland zu verbessern.

Fazit

Die bevorstehenden Sanierungsarbeiten auf der Bahnstrecke Hamburg-Hannover sind ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Infrastruktur, jedoch ohne den geplanten Ausbau zusätzlicher Gleise. Die Diskussion über die Notwendigkeit eines mehrgleisigen Ausbaus wird weiterhin geführt, da die Pünktlichkeit und Kapazität der Bahnverbindungen zunehmend in den Fokus rücken. Die Herausforderungen, die mit der überlasteten Strecke verbunden sind, erfordern eine umfassende und langfristige Planung, um den Bedürfnissen der Reisenden und der Wirtschaft gerecht zu werden.

Quellen: Zeit Online, NDR, Mindener Tageblatt.

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