Der Klimawandel verändert die Arktis dramatisch. Anstatt des ersten eisfreien Monats rückt nun der erste eisfreie Tag im Nordpolarmeer in den Fokus der Forschung. Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) vom 4. Dezember 2024 berechneten Wissenschaftlerinnen anhand von hunderten Klimasimulationen, dass dieser Tag theoretisch schon im August 2026 eintreten könnte, möglicherweise aber auch erst in über drei Jahrzehnten.
Bisher konzentrierte sich die Forschung auf eisfreie Monate, relevant für die Schiffbarkeit der Nordwest- und Nordostpassage. Die FAZ berichtet, dass diese Modelle eine eisfreie Passage in den späten Sommermonaten ab den 2030er oder 2040er Jahren, spätestens Mitte des Jahrhunderts, prognostizieren. Die neuen, auf Tageswerten basierenden Simulationen eröffnen nun eine neue Perspektive.
„Eisfrei“ bedeutet weniger als eine Million Quadratkilometer Eisbedeckung im Arktischen Ozean. Die Stuttgarter Zeitung berichtete am 4. Dezember 2024, dass die minimale Eisbedeckung im September 2023 bei 3,39 Millionen Quadratkilometern lag – kein Rekordtief, aber einer der niedrigsten Werte der letzten Jahre. Nordisch.info meldete am 3. Dezember 2024 einen alarmierenden Rückgang des arktischen Meereises um über 12 Prozent pro Jahrzehnt.
Laut science.ORF.at vom 4. Dezember 2024 überrascht es die beteiligte Klimaforscherin Céline Heuzé nicht, dass der erste eisfreie Tag schon 2027 eintreten könnte. Sie wundere sich eher, dass es angesichts der hohen Temperaturen und der geschwächten Eisdecke nicht schon passiert sei. Web.de berichtete am 3. Dezember 2024, dass die Simulationen nicht nur einzelne eisfreie Tage, sondern 11 bis 53 aufeinanderfolgende Tage zeigen.
Extreme Wetterlagen, bei denen entweder ein Hochdruckgebiet warme Luft über dem Nordpolarmeer festhält oder ein Tiefdruckgebiet warmes Luft eindringen lässt, können, besonders in Kombination, das Eis schmelzen lassen. Web.de zufolge können so etwa zwei Millionen Quadratkilometer Meereis in kurzer Zeit verschwinden. Ein ungewöhnlich warmer Herbst, gefolgt von einem warmen Winter und Frühling, könnte die nötige Kettenreaktion auslösen, so Nordisch.info.
Welt der Physik berichtete am 3. Dezember 2024, dass die Überschreitung der 1,5-Grad-Marke entscheidend für das Auftreten eisfreier Tage ist. Die Simulationen zeigen aber auch, dass das arktische Meereis nicht zwangsläufig komplett verschwinden muss. Jede Reduktion der Treibhausgase trägt zum Erhalt des Meereises bei, so Welt der Physik unter Berufung auf die Forscherinnen.
Ein erster eisfreier Tag hätte weitreichende Folgen für das arktische Ökosystem und das globale Klima. Science.ORF.at betont die Bedeutung des Meereises als Basis der arktischen Nahrungskette. Ein Schmelzen hätte Auswirkungen auf Algen, kleine Tiere, Robben und Eisbären. Global würde der Meeresspiegel steigen, der dunklere Ozean mehr Sonnenlicht absorbieren und die Erwärmung beschleunigen. Die Arktis ist ein wichtiger Regulator des globalen Wetters; ihr Verschwinden könnte zu mehr Extremwetter führen.
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