September 4, 2024
Entdeckung einer historischen Buchrarität in Eschborn

Seltene „Max und Moritz“-Erstausgabe gefunden

In einem bemerkenswerten Fund hat der Stadtarchivar von Eschborn, Peter Lingens, eine seltene Erstausgabe von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ entdeckt. Diese Ausgabe, die im Museumsdepot lag, weist einige einzigartige Merkmale auf, die sie von anderen Exemplaren abheben. Besonders auffällig sind die typografischen Fehler, die in dieser ersten Auflage vorkommen, darunter das Wort „Kinder“ anstelle von „Kindern“ im Dativ sowie das Wort „geschroben“ anstelle von „geschroten“. Diese Fehler sind nur in dieser ersten Ausgabe zu finden und wurden in späteren Auflagen korrigiert.

Die Erstausgabe von „Max und Moritz“ wurde erstmals 1865 veröffentlicht, wobei insgesamt 4000 Exemplare gedruckt wurden. Heute sind nur noch wenige Exemplare bekannt, und die meisten sind in Privatbesitz. Der Wert dieser Ausgaben ist erheblich gestiegen; kürzlich wurde ein Exemplar in London für 55.000 Euro angeboten, während ein anderes 1998 für 200.000 DM versteigert wurde. Die Zeichnungen der ersten Auflage sind handkoloriert und weisen in Details Unterschiede zu späteren Auflagen auf, was die Sammler und Liebhaber des Werkes besonders anspricht.

Lingens entdeckte die Erstausgabe durch einen Hinweis des ehemaligen Besitzers Hanny Franke, der auf dem Schmutztitel in zarter Bleistiftschrift „erste Ausgabe“ vermerkt hatte. Franke, ein leidenschaftlicher Sammler, hatte eine umfangreiche Bibliothek, die Lingens nun durchsichtigt. Neben „Max und Moritz“ sind auch viele andere wertvolle Bücher, darunter Werke über Rilke und Stifter sowie Kunstbände, Teil des Nachlasses.

Die Bedeutung von „Max und Moritz“

„Max und Moritz“ gilt als eines der bekanntesten Kinderbücher der deutschen Literatur und hat einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der Bildergeschichte und des Comics. Die humorvolle und zugleich lehrreiche Erzählung über die Streiche zweier Lausbuben hat Generationen von Lesern begeistert und wurde in über 300 Sprachen übersetzt. Die eingängigen Reime und die lebhaften Illustrationen von Wilhelm Busch haben das Werk zu einem zeitlosen Klassiker gemacht.

Aktuelle Entwicklungen im Eschborner Museum

Seit Lingens die Leitung des Eschborner Museums übernommen hat, wurden bereits einige Renovierungsarbeiten durchgeführt. Der Ausstellungsraum im ersten Stock, der zuvor für Wechselausstellungen genutzt wurde, wird nun für die Präsentation mittelalterlicher Plastiken umgestaltet. Auch der Souterrain, in dem die Wechselausstellungen stattfinden sollen, wurde modernisiert. Diese Veränderungen sind Teil einer umfassenden Strategie, um das Museum attraktiver zu gestalten und die Besucherzahlen zu erhöhen.

Lingens, der zuvor am historischen Museum in Bad Homburg tätig war, hat sich zum Ziel gesetzt, die Bestände des Museums zu sichten und zu archivieren. Dabei sind nicht nur die Bücher von Hanny Franke von Bedeutung, sondern auch die Kunstwerke, die er im Laufe seines Lebens geschaffen hat. Franke, der 1890 geboren wurde, war ein erfolgreicher Landschaftsmaler, dessen Werke im Museum sorgfältig aufbewahrt werden.

Fazit

Die Entdeckung der seltenen Erstausgabe von „Max und Moritz“ in Eschborn ist nicht nur ein bedeutender Fund für das Museum, sondern auch ein wertvolles Stück deutscher Literaturgeschichte. Die Kombination aus typografischen Fehlern und handkolorierten Illustrationen macht dieses Exemplar zu einem begehrten Sammlerstück. Mit den laufenden Renovierungsarbeiten und der Sichtung der Bestände wird das Eschborner Museum weiterhin eine wichtige Rolle in der Bewahrung und Präsentation kulturellen Erbes spielen.

Die Entdeckung zeigt, wie wichtig es ist, Archive und Sammlungen regelmäßig zu überprüfen, da sich darin oft unerwartete Schätze verbergen. Peter Lingens' Engagement für das Eschborner Museum und die Erhaltung der kulturellen Geschichte wird dazu beitragen, dass solche Funde auch in Zukunft möglich sind.

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