September 17, 2024
Herausforderungen und Veränderungen in der katholischen Kirche in Deutschland

Katholische Kirche: Erzbischof spricht über den schmerzhaften Schrumpfungsprozess

Die katholische Kirche in Deutschland sieht sich einem tiefgreifenden Wandel gegenüber, der sowohl finanzielle als auch strukturelle Herausforderungen mit sich bringt. Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat in einer aktuellen Stellungnahme auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass die Kirche Einsparungen vornehmen muss, um den anstehenden Veränderungen gerecht zu werden. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die Staatsleistungen, die die Kirchen derzeit aus öffentlichen Mitteln erhalten, in naher Zukunft abgeschafft werden sollen.

In einem Gespräch im Nürnberger Presseclub erklärte Gössl, dass die geplanten Änderungen durch die Ampel-Regierung zu erheblichen finanziellen Einbußen führen werden. „Wir müssen jetzt schauen, wo wir Geld einsparen können“, sagte er und betonte, dass dieser Prozess alles andere als einfach sein werde. „Wir haben ja bisher keine Dummheiten gemacht mit dem Geld, sondern vernünftige Dinge“, fügte er hinzu, um zu verdeutlichen, dass die bisherigen Ausgaben der Kirche gut durchdacht waren.

Staatsleistungen und finanzielle Herausforderungen

Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland erhalten Staatsleistungen als Entschädigung für die Enteignung von Kirchen und Klöstern im Rahmen der Säkularisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Diese Zahlungen belaufen sich auf rund 550 Millionen Euro jährlich, wobei alle Bundesländer außer Hamburg und Bremen Beiträge leisten. Die Ampel-Regierung hat jedoch angekündigt, einen Plan zur langfristigen Ablösung dieser Zahlungen zu erarbeiten, was die finanzielle Situation der Kirchen weiter belasten könnte.

Zusätzlich zu den Staatsleistungen sinken die Mitgliederzahlen der katholischen Kirche kontinuierlich, was sich auch negativ auf die Kirchensteuereinnahmen auswirkt. Die Kombination aus sinkenden Einnahmen und der Notwendigkeit, Ausgaben zu reduzieren, stellt die Kirche vor große Herausforderungen.

Erhalt der karitativen Arbeit und Gebäudekonzepte

Erzbischof Gössl betonte, dass es wichtig sei, die karitativen Aktivitäten der Kirche aufrechtzuerhalten. „Die Kirche soll als Ortskirche spürbar bleiben“, erklärte er. Um dies zu gewährleisten, wird derzeit ein Gebäudekonzept in seinem Erzbistum erarbeitet. Dieses Konzept soll klären, welche Gebäude im Besitz der Kirche sind, in welchem Zustand sie sich befinden und welche energetischen Standards sie erfüllen. Zudem sollen mögliche Kooperationen mit politischen Gemeinden oder anderen Konfessionen geprüft werden, da es nicht möglich sein wird, alle bestehenden Gebäude zu erhalten.

Der schmerzhafte Schrumpfungsprozess

Der Erzbischof äußerte, dass die Tatsache, dass die Kirche in Deutschland Mitglieder verliert und sich in einem Schrumpfungsprozess befindet, nicht beschönigt werden könne. „Das ist schmerzhaft. Wir müssen mit dem, was wir vorfinden, zurechtkommen“, sagte er. Trotz der Herausforderungen, die die Kirche derzeit durchlebt, zeigte sich Gössl optimistisch und verwies auf andere Länder, in denen Christen zwar in der Minderheit sind, jedoch dennoch eine bedeutende gesellschaftliche Rolle spielen. „Mir ist nicht angst und bange vor der Zukunft“, versicherte der 57-Jährige.

Die katholische Kirche steht somit vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sowohl ihre finanzielle Stabilität als auch ihre gesellschaftliche Relevanz betreffen. Die kommenden Monate und Jahre werden entscheidend dafür sein, wie die Kirche auf diese Veränderungen reagiert und welche Strategien sie entwickelt, um ihre Mission in einer sich wandelnden Gesellschaft weiterhin zu erfüllen.

Die Entwicklungen innerhalb der katholischen Kirche werden weiterhin aufmerksam verfolgt, da sie nicht nur für die Gläubigen, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt von Bedeutung sind.

Quellen: dpa, Zeit Online

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