September 19, 2024
Versorgung von Demenzkranken: Herausforderungen und Handlungsbedarf in Thüringen

Welt-Alzheimertag: Expertin beklagt Versorgungslücke für Menschen mit Demenz

Der Welt-Alzheimertag, der jährlich am 21. September begangen wird, rückt die Situation von Menschen mit Demenz in den Fokus der Öffentlichkeit. In Thüringen leben derzeit schätzungsweise 54.000 Menschen, die an dieser Erkrankung leiden. Trotz dieser hohen Zahl wird die Versorgung dieser Betroffenen zunehmend schwieriger, wie die Alzheimer-Gesellschaft berichtet. Insbesondere in ländlichen Regionen sind die Herausforderungen gravierend.

Nadja Braun, eine Referentin der Alzheimer-Gesellschaft, äußerte sich besorgt über die wachsenden Probleme bei der Bereitstellung geeigneter Pflegeangebote. „Je weiter man aufs Land kommt, desto größer werden die Probleme“, erklärte sie. In vielen Kommunen sei die ambulante Betreuung nicht mehr gewährleistet, und die Nachfrage nach Heimplätzen übersteige das Angebot bei weitem. In einigen Fällen sei die ambulante Pflege auf die Vormittagsstunden beschränkt, was für Menschen mit Demenz, die eine kontinuierliche Betreuung benötigen, nicht ausreiche.

„Ein Mensch mit Demenz benötigt rund um die Uhr Betreuung“, so Braun weiter. Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Viele Angehörige übernehmen die Pflege, was zu einer enormen physischen und psychischen Belastung führt. „Die Alternative ist, dass der Angehörige das so lange macht, bis er selber umfällt“, warnte sie. Nur etwa ein Drittel der Menschen mit Demenz in Thüringen wird in Pflegeheimen betreut. Die Möglichkeit, eine Pflegekraft rund um die Uhr im eigenen Zuhause zu haben, bleibt für die meisten Familien unerschwinglich.

Statistiken der Alzheimer-Gesellschaft zeigen, dass etwa 2,5 Prozent der Bevölkerung in Thüringen an Demenz leiden. Dies ist nach Sachsen-Anhalt der zweithöchste Wert in Deutschland. Die hohe Zahl der Betroffenen macht deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Lebensqualität dieser Menschen zu verbessern.

Ein zentrales Anliegen von Nadja Braun ist die Schaffung von mehr unabhängigen Beratungsstellen. Derzeit gibt es in Erfurt lediglich zwei Referentinnen und eine Sachbearbeiterin, die sich um die Belange der Demenzkranken kümmern. „Es wäre wünschenswert, wenn wir nicht nur in Erfurt eine Beratungsstelle hätten, sondern auch in Nord-, Ost-, Süd- und Westthüringen“, forderte sie. Eine flächendeckende Beratung könnte dazu beitragen, dass Betroffene und deren Angehörige besser informiert und unterstützt werden.

Der Welt-Alzheimertag soll nicht nur auf die Herausforderungen aufmerksam machen, mit denen Menschen mit Demenz und ihre Familien konfrontiert sind, sondern auch auf die Notwendigkeit, die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Erkrankung zu schärfen. Veranstaltungen und Informationskampagnen rund um diesen Tag sollen dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Demenzkranken zu fördern und Lösungen für die bestehenden Probleme zu finden.

Insgesamt ist der Bedarf an geeigneten Pflegeangeboten und Beratungsstrukturen für Menschen mit Demenz in Thüringen und darüber hinaus enorm. Die Alzheimer-Gesellschaft fordert daher von der Politik und den zuständigen Institutionen, die Rahmenbedingungen für die Pflege und Betreuung von Demenzkranken zu verbessern. Nur so kann sichergestellt werden, dass die betroffenen Menschen die Unterstützung erhalten, die sie dringend benötigen.

Die Situation in Thüringen ist ein Spiegelbild der Herausforderungen, mit denen viele Regionen in Deutschland konfrontiert sind. Die steigende Zahl von Demenzkranken erfordert ein Umdenken in der Pflegepolitik und eine stärkere Fokussierung auf die Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Familien.

Quellen: Zeit Online, Stern, Welt.

Weitere
Artikel