September 19, 2024
Rätselhafter Rückgang der Stichlinge im Bodensee

Forscher: Womöglich massenhaftes Stichlingssterben im Bodensee

Im Bodensee könnte ein massenhaftes Sterben der Stichlinge, einer invasiven Fischart, beobachtet worden sein. Alexander Brinker, der Leiter der Fischereiforschungsstelle in Langenargen, berichtete von einer Bestandsaufnahme, bei der nur wenige Stichlinge gefangen wurden. „Eigentlich müssten die Netze voll mit Stichlingen sein. Aber wir haben erst nur ein paar wenige Exemplare aus dem Wasser gezogen“, erklärte Brinker. Bis Anfang des Jahres machten die Stichlinge über 90 Prozent der Fischpopulation im Freiwasser des Bodensees aus.

Die Stichlinge wurden erstmals in den 1950er-Jahren im Bodensee nachgewiesen und haben sich seit 2012 explosionsartig vermehrt. Wissenschaftler sind nun ratlos über die Ergebnisse der jüngsten Inventur. „Nichts deutete auf ein massenhaftes Fischsterben hin“, sagte Brinker. Im Frühjahr seien die kleinen Fische, die den Felchen im Bodensee Konkurrenz machen, in großer Zahl mit Echolot ortbar gewesen. „Wir haben bei den letzten Befischungen hunderte von Stichlingen gefangen, jetzt sind es insgesamt keine 50“, fügte er hinzu.

Ursachenforschung: Parasit oder Pandemie?

Die Forscher ziehen verschiedene Erklärungen in Betracht. Eine mögliche Ursache könnte eine Pandemie sein, die für den Rückgang der Stichlinge verantwortlich ist. Brinker wies darauf hin, dass auch ein Parasit denkbar sei. „Wenn die Population einer Art überhandnimmt, reguliert sich der Bestand oft von selbst“, erklärte er. Eine hohe Dichte kann zu einer größeren Übertragungswahrscheinlichkeit von Krankheiten führen. Zudem könnte die Hochwasserlage in den vergangenen Monaten einen Einfluss auf die Fischpopulationen haben. Die genaue Ursache für das Fehlen der Stichlinge sei jedoch schwer zu ermitteln.

Ökologische Auswirkungen

Für die Forscher und Fischer wäre das Verschwinden der Stichlinge eine positive Nachricht. Diese Fischart, die vermutlich aus Aquarien in den Bodensee eingeführt wurde, hat seit Jahren ein Ungleichgewicht im Ökosystem verursacht. Stichlinge konkurrieren mit den Bodensee-Felchen um Nahrung, indem sie das Plankton fressen und sich auch über deren Eier und Larven hermachen. Der Bestand der Felchen, die als Leitart im Bodensee gelten, ist dadurch stark zurückgegangen. Brinker äußerte die Hoffnung, dass das massenhafte Verschwinden der Stichlinge eine Erholung der Felchenbestände ermöglichen könnte. „Wenn sich das massenhafte Verschwinden der Stichlinge bestätigt, könnte das ein wirklicher Gamechanger für eine Erholung der Felchenbestände sein“, sagte er.

Fazit

Die Situation im Bodensee bleibt angespannt, und die Forscher werden die Entwicklungen weiterhin genau beobachten. Die Ursachen für das plötzliche Verschwinden der Stichlinge müssen noch gründlich untersucht werden, um die Auswirkungen auf das Ökosystem und die Fischbestände besser zu verstehen. Die kommenden Monate könnten entscheidend für die Zukunft der Felchen im Bodensee sein.

Die Fischereiforschungsstelle wird in den nächsten Wochen weitere Untersuchungen durchführen, um die genauen Gründe für den Rückgang der Stichlinge zu ermitteln und mögliche Maßnahmen zur Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts zu entwickeln.

Quellen: Zeit Online, Südkurier, SWR Aktuell, Thurgauer Zeitung.

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