September 17, 2024
Fehlerhafte Sicherheitsmaßnahmen im Bezirksklinikum Mainkofen im Fokus
Bezirksklinikum Mainkofen: Bericht über eklatante Fehler bei Freigang von Straftäter

Bezirksklinikum Mainkofen: Bericht über eklatante Fehler bei Freigang von Straftäter

Im Bezirksklinikum Mainkofen in Deggendorf hat ein Vorfall während eines begleiteten Freigangs für Aufsehen gesorgt. Ein in der Psychiatrie untergebrachter Straftäter ist während eines Kinobesuchs entkommen, was zu einer umfassenden Untersuchung der Umstände und der Abläufe geführt hat. Der Ärztliche Direktor der Einrichtung, Johannes Hamann, hat in einer Sitzung des Bezirkstags in Landshut über die eklatanten Fehler berichtet, die zu dieser Flucht führten.

Die Flucht und ihre Umstände

Am 8. August 2024 fand der Freigang statt, bei dem der Patient, ein verurteilter Totschläger, während eines Toilettengangs entkam. Bei diesem Ausflug waren zwei weitere Patienten anwesend, darunter ein Mann mit diagnostizierter Pädophilie. Die Wahl des Zielorts, ein Kinderkino, und die Entscheidung, einen Kinderfilm zu zeigen, wurden als besonders fragwürdig erachtet. Die Gruppe hatte den Film „Alles steht Kopf“ besucht, was laut Hamann nicht nachvollziehbar sei.

Fehlende Sicherheitsvorkehrungen

Ein zentraler Kritikpunkt war das Fehlen eines männlichen Begleiters, der die Patienten gegebenenfalls zum WC hätte begleiten können. Hamann merkte an, dass solche Situationen in Krimis oft als Fluchtgefahr dargestellt werden, und in diesem Fall sei es nicht anders gewesen. Die Begleitung bestand aus drei weiblichen psychiatrischen Fachkräften und einer Praktikantin, was als unzureichend eingestuft wurde.

Fehler bei der Einschätzung der Gefährlichkeit

Nach der Flucht meldeten die Mitarbeiter den Vorfall der Polizei, wobei sie den Flüchtigen in der „Hitze des Gefechts“ als „akut gefährlich“ einschätzten. Diese Einschätzung wurde jedoch als falsch beurteilt, da sie nicht mit der medizinischen Leitung abgesprochen wurde und kein aktuelles Foto des Flüchtigen vorlag. Hamann stellte klar, dass die Polizei aufgrund der gemeldeten Gefährlichkeit jedoch korrekt reagierte.

Folgen und Maßnahmen zur Verbesserung

Infolge des Vorfalls wurde der Chefarzt der forensischen Abteilung, Johannes Schwerdtner, vorübergehend freigestellt. Hamann, der interimsweise die Leitung übernommen hat, kündigte an, dass künftig immer eine männliche Begleitperson bei Freigängen anwesend sein müsse. Des Weiteren sollen keine Orte aufgesucht werden, an denen sich überwiegend Kinder aufhalten. Zukünftig sollen Freigänge auch immer von einem Oberarzt geleitet werden.

Wiederherstellung des Sicherheitsgefühls

Die Aufarbeitung des Vorfalls soll dazu dienen, ähnliche Ereignisse in der Zukunft zu verhindern. Der Bezirk Niederbayern, der Träger des Bezirksklinikums Mainkofen, hat betont, dass es wichtig sei, das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung wiederherzustellen. Der entkommene Patient, der sich aufgrund eines Totschlags im Jahr 2021 im Maßregelvollzug befindet, wurde nach knapp acht Stunden von der Polizei gefasst und erhält vorerst keine Lockerungsmaßnahmen mehr.

Schlussfolgerung

Der Vorfall im Bezirksklinikum Mainkofen wirft grundlegende Fragen zur Sicherheit und zu den Abläufen in psychiatrischen Einrichtungen auf. Die Verantwortlichen haben Fehler eingeräumt und Maßnahmen angekündigt, um die Sicherheit sowohl der Patienten als auch der Öffentlichkeit zu gewährleisten. Die Geschehnisse werden weiterhin genau beobachtet, um das Vertrauen in die Institutionen wiederherzustellen.

Quellen: dpa, Süddeutsche Zeitung, BR24

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