September 17, 2024
RTL und Nickelodeon: Übernahmepläne scheitern an Wettbewerbsbedenken

Keine Fusion im Kinder-TV: RTL sagt Übernahme von Nickelodeon ab

Die geplante Übernahme des Kindersenders Nickelodeon durch RTL ist gescheitert. Das Bundeskartellamt hat am Dienstag mitgeteilt, dass es beabsichtigt, den Zusammenschluss zu untersagen. Infolgedessen hat RTL die erforderliche Anmeldung zurückgezogen. Dies stellt einen Rückschlag für die RTL Group dar, die ihre Position im Bereich des Kinderfernsehens ausbauen wollte.

RTL hatte beabsichtigt, Nickelodeon, das zur Paramount-Gruppe gehört, zu übernehmen und mit Super RTL zu fusionieren. Nickelodeon ist bekannt für beliebte Serien wie „Paw Patrol“ und „SpongeBob Schwammkopf“, die bei Kindern sehr beliebt sind. Der Sender hätte damit eine bedeutende Ergänzung für das RTL-Portfolio dargestellt, das bereits den Sender Toggo und dessen Ableger Toggo Plus umfasst.

Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, erklärte, dass die Behörde Bedenken hinsichtlich der Wettbewerbssituation im Bereich der Werbung für Kinder geäußert habe. Laut Mundt gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen, die speziell auf Kinder ausgerichtete Werbeflächen anbieten. RTL ist mit seinem Kinderprogramm bereits ein dominierender Akteur in diesem Markt. Im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal KiKA gibt es beispielsweise keine Werbung.

Die Behörde stellte fest, dass Super RTL bereits das klar dominierende Angebot im Kinderfernsehen hat und eine Fusion mit Nickelodeon die Marktposition weiter stärken würde. Mundt wies darauf hin, dass der Bereich Werbung für Kinder zwischen drei und 13 Jahren besondere Merkmale aufweist, die ihn von anderen Werbemärkten unterscheiden. Die geplante Fusion hätte demnach erhebliche Auswirkungen auf die Wettbewerbsbedingungen in diesem sensiblen Bereich gehabt.

Die Entscheidung des Bundeskartellamts kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Zuschauerzahlen im klassischen Kinderfernsehen rückläufig sind. RTL hatte gehofft, durch die Übernahme von Nickelodeon ein breiteres und vielfältigeres Angebot für Kinder zu schaffen. Oliver Schablitzki, Geschäftsführer von Super RTL, bedauerte den Rückzug des Antrags und betonte, dass man mit der Partnerschaft ein sicheres und reguliertes Umfeld für Kinder geschaffen hätte.

Michael Keidel, Vice President Ad Sales bei Paramount, äußerte sich ebenfalls enttäuscht über den Ausgang der Verhandlungen. Er betonte, dass man nach wie vor davon überzeugt sei, dass die Partnerschaft positive Auswirkungen auf die deutsche Medienlandschaft gehabt hätte. Paramount plant nun, den Free-TV-Sender Nickelodeon weiterhin selbst zu betreiben.

Die Bedenken des Bundeskartellamts spiegeln sich auch in der aktuellen Medienlandschaft wider, in der Streaming-Angebote und digitale Plattformen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Mundt räumte ein, dass es bei Kindern eine Abwanderung vom linearen Fernsehen gibt, jedoch spielen Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon im Bereich der Kinderwerbung derzeit keine Rolle. Die Entscheidung des Kartellamts zeigt, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen für Fusionen im Mediensektor weiterhin sehr streng sind.

Die Absage der Übernahme von Nickelodeon durch RTL wirft Fragen über die zukünftige Ausrichtung beider Unternehmen auf. Während RTL weiterhin an seiner Strategie festhalten wird, ein breites Angebot für Kinder zu schaffen, bleibt abzuwarten, wie Nickelodeon seine Marktanteile im deutschen Free-TV sichern kann. Mit einem Marktanteil von etwa sechs Prozent in der Zielgruppe der Kinder steht der Sender im Vergleich zu Super RTL und Disney unter Druck.

Insgesamt zeigt die Entscheidung des Bundeskartellamts, dass der Wettbewerb im Bereich der Kinderunterhaltung weiterhin intensiv bleibt. Die Herausforderungen, die sich aus der digitalen Transformation ergeben, erfordern von den traditionellen Medienunternehmen innovative Ansätze, um im sich verändernden Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Entwicklungen rund um die Übernahme von Nickelodeon durch RTL sind ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, mit denen die Medienbranche konfrontiert ist. Die Regulierung durch das Bundeskartellamt wird auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, wenn es um Fusionen und Übernahmen im Mediensektor geht.

Quellen: FAZ.NET, dpa

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