September 18, 2024
Leoni-Übernahme sorgt für Aufregung unter Aktionärsschützern

Leoni-Verkauf erzürnt Aktionärsschützer

Die Übernahme des Autozulieferers Leoni durch die chinesische Luxshare-Gruppe hat in den letzten Wochen für erhebliche Aufregung unter Aktionärsschützern gesorgt. Die Transaktion, bei der Luxshare 50,1 Prozent der Anteile an der Leoni AG erwarb, wird von vielen als umstritten angesehen. Der österreichische Milliardär Stefan Pierer, der zuvor Alleineigentümer von Leoni war, hat mit diesem Verkauf einen Erlös von 525 Millionen Euro erzielt. Dies wirft Fragen zur Fairness und Transparenz des Verkaufsprozesses auf.

Hintergrund der Übernahme

Leoni, ein traditionsreicher Kabelspezialist mit Sitz in Nürnberg, befand sich in einer finanziellen Schieflage, die durch hohe Schulden und einen gescheiterten Verkauf seiner Kabelsparte an einen thailändischen Investor verschärft wurde. Um das Unternehmen zu stabilisieren, übernahm Pierer Schulden und investierte frisches Kapital, was ihm die Kontrolle über Leoni sicherte. Die aktuelle Übernahme durch Luxshare wird als strategischer Schritt angesehen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Leoni zu stärken und den Zugang zu neuen Märkten zu erleichtern.

Kritik am StaRUG-Gesetz

Die Kritik an der Transaktion richtet sich nicht nur gegen die Umstände des Verkaufs, sondern auch gegen das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG), das in diesem Fall zur Anwendung kam. Aktionärsschützer bemängeln, dass das Gesetz es ermöglicht, dass Aktionäre im Rahmen von Sanierungsverfahren oft benachteiligt werden. Diese Bedenken wurden besonders laut, als Pierer nach der Sanierung zum Alleineigentümer wurde und die alten Aktien von Leoni ihren Wert verloren, während neue, nicht börsennotierte Aktien ausgegeben wurden.

Reaktionen der Aktionärsschützer

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat bereits angekündigt, im Namen der Aktionäre Schadenersatzforderungen gegen das frühere Management von Leoni zu prüfen. Klaus Nieding, Vizepräsident der DSW, äußerte, dass die Vorwürfe gegen das Management schwerwiegend seien und dass eine Klage vorbereitet werde. Die Aktionäre fühlen sich durch die Entscheidungen des Managements, die letztlich zu ihrem Verlust führten, benachteiligt.

Die Rolle von Luxshare

Luxshare, ein bedeutender Elektronik-Zulieferer, ist bekannt für die Herstellung von Komponenten für Unternehmen wie Apple. Die Übernahme von Leoni könnte für Luxshare eine Möglichkeit darstellen, seine Position im Automobilsektor zu stärken und von Leonis technologischem Know-how zu profitieren. Die CEO von Luxshare, Grace Wang, hat betont, dass die Zusammenarbeit mit Leoni ein entscheidender Schritt sei, um in der Automobilbranche eine führende Rolle einzunehmen.

Auswirkungen auf die deutschen Standorte

Die Auswirkungen der Übernahme auf die deutschen Standorte von Leoni sind derzeit unklar. Leoni betreibt mehrere Werke in Deutschland, darunter in Nürnberg, Kitzingen und Neu-Ulm. Die Unsicherheit über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens und mögliche Stellenabbau-Maßnahmen sorgt unter den Mitarbeitern für Besorgnis. Die Bundesregierung hat in der Vergangenheit bereits Maßnahmen ergriffen, um Übernahmen durch ausländische Investoren zu regulieren, um die nationale Wirtschaft und technologische Souveränität zu schützen.

Fazit

Die Übernahme von Leoni durch Luxshare ist ein komplexes Thema, das sowohl wirtschaftliche als auch rechtliche Fragestellungen aufwirft. Aktionärsschützer und das Management stehen sich in einem Spannungsfeld gegenüber, das die Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeiter entscheidend beeinflussen könnte. Die Diskussion über die Fairness und Transparenz solcher Transaktionen wird voraussichtlich weitergehen, insbesondere im Hinblick auf die Anwendung des StaRUG-Gesetzes und die Rolle von ausländischen Investoren in der deutschen Wirtschaft.

Quellen: FAZ, BR24, Industriemagazin.

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