3.12.2024
Europarat Lockert Wolfsschutz

Lockerung des Wolfsschutzes: Europarat stimmt Antrag der EU-Staaten zu

Der Europarat hat den Schutzstatus des Wolfs von "streng geschützt" auf "geschützt" herabgestuft. Diesem Antrag der EU-Staaten hat der zuständige Ausschuss des Europarats zugestimmt, wie unter anderem die dpa meldete. Diese Entscheidung ermöglicht es, unter bestimmten Bedingungen Wölfe leichter zu jagen. Bevor die Regelung in Deutschland wirksam wird, muss jedoch das EU-Recht angepasst werden. (dpa)

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann begrüßte die Entscheidung, wie die Zeit Online am 3. Dezember 2024 berichtete. Er erhofft sich dadurch ein praktikableres Wolfsmanagement und verwies auf die schwierige Situation in Niedersachsen, die durch die hohe Wolfspopulation und den strengen Schutzstatus entstanden sei. (Zeit Online)

Für Baden-Württemberg, wo derzeit weniger als sechs Wölfe leben, werden die Auswirkungen der neuen Regelung voraussichtlich gering sein, so Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne) im Vorfeld der Entscheidung. Die Neuregelung ziele primär auf Länder mit größeren Wolfsbeständen ab. Hintergrund des Antrags der EU-Staaten ist die wachsende Wolfspopulation in Europa. Die EU schätzt, dass sich die Zahl der Wölfe innerhalb eines Jahrzehnts nahezu verdoppelt hat und mindestens 65.500 Nutztiere, vorwiegend Schafe und Ziegen, jährlich durch Wölfe getötet werden.

Der Europarat, ein von der EU unabhängiges Gremium mit 50 Mitgliedsstaaten, überwacht unter anderem die Einhaltung der Berner Konvention, einem internationalen Abkommen zum Schutz von Wildtieren und -pflanzen. Der Wolf war bisher in diesem Vertrag als "streng geschützt" eingestuft.

Die Bundesregierung hat mit ihrer Zustimmung zu dem Vorhaben ihre Wolfspolitik geändert und begründet dies mit den sich erholenden Wolfsbeständen und den steigenden Zahlen von gerissenen Nutztieren. Abwehrmaßnahmen wie hohe Zäune würden von Wölfen immer wieder überwunden.

Kritik an der Entscheidung des Europarats kommt vom Nabu. Die Organisation bezeichnet die Herabstufung des Schutzstatus als politisch motiviert und nicht faktenbasiert. Nabu-Expertin Marie Neuwald betont, dass funktionierende Regelungen für den Abschuss von Problemwölfen zwar notwendig, aber bereits im bestehenden Recht möglich seien.

Der WWF erinnert daran, dass der Wolf in Westeuropa Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet war und sich die Bestände erst seit einigen Jahren erholen. Die EU beziffert die Wolfspopulation in Europa im Jahr 2023 auf 20.300 Tiere, im Jahr 2012 waren es noch 11.193. In Deutschland wurden zuletzt 209 Wolfsrudel nachgewiesen, die meisten in Brandenburg (58), gefolgt von Niedersachsen (48) und Sachsen (37).

Die Entscheidung des Europarats bedeutet nicht, dass Wölfe in Deutschland nun sofort gejagt werden dürfen. Die Änderung tritt erst drei Monate nach ihrer Annahme in Kraft, sofern kein Drittel der Vertragsparteien Widerspruch einlegt. Danach muss die EU-Kommission einen Vorschlag zur Änderung des Schutzstatus im EU-Recht vorlegen, der wiederum die Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments benötigt.

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