Am 9. November 1938, dem Jahrestag der Pogromnacht, erinnerte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner an die Schrecken der Vergangenheit und mahnte zur Wachsamkeit gegenüber aktuellem Antisemitismus. Wie die Zeit berichtet, beklagte Wegner, dass Antisemitismus „auch heute noch eine Realität“ sei, „leider auch in unserer Stadt, auf unseren Straßen“. Der CDU-Politiker betonte die Notwendigkeit, Judenhass konsequent entgegenzutreten, „unabhängig davon, aus welcher Richtung er kommt und wo er stattfindet“. Nur so könne man der historischen Verantwortung gerecht werden.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) schloss sich Wegners Appell an und bezeichnete den 9. November 1938 als Beginn der systematischen Judenverfolgung, die im Holocaust gipfelte. Die Erinnerung an die Pogromnacht müsse mahnen, wachsam gegen Antisemitismus, Hass und Hetze zu bleiben. Spranger verwies auf jüngste Angriffe auf Spieler des Sportvereins TuS Makkabi Berlin als Beweis dafür, dass antisemitische Gewalt und Diskriminierung auch in Berlin weiterhin präsent sind. Solche Angriffe seien Angriffe auf das friedliche Zusammenleben und die Vielfalt der Stadt. Sie versicherte, dass die Behörden alles daran setzen würden, jüdisches Leben in Berlin zu schützen und die Täter mit der vollen Härte des Rechtsstaates zu verfolgen.
Die Pogromnacht, auch als Reichskristallnacht oder Kristallnacht bekannt, war ein von den Nationalsozialisten organisierter und durchgeführter Gewaltausbruch gegen jüdische Bürger im gesamten Deutschen Reich. In dieser Nacht wurden Synagogen in Brand gesetzt, Geschäfte geplündert und zerstört sowie Jüdinnen und Juden misshandelt, verhaftet und ermordet. Der Tag markiert einen Wendepunkt in der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und gilt als Auftakt zum Holocaust.
Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, wies, wie der Stern berichtet, ebenfalls auf die anhaltende Bedrohung für Jüdinnen und Juden hin, insbesondere im Internet. Blume betonte, dass Antisemitismus in Baden-Württemberg nie verschwunden sei und nun als Antizionismus mit "digitaler Wucht" zurückkehre. Er verwies auf steigende Zahlen antisemitischer Angriffe und Bedrohungen im Netz, die immer wieder auch in die analoge Welt überschwappen würden. Besonders betroffen seien Universitätsstädte, wo jüdische Studierende zunehmend Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt seien.
Auch in Thüringen wurde der Jahrestag der Pogromnacht zum Anlass genommen, an die Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus zu erinnern. Gleichzeitig warnte der geschäftsführende Bildungsminister Helmut Holter (Linke) laut Volksstimme vor einer Hängepartie in den Bildungsgesprächen zwischen Bund und Ländern nach dem Bruch der Ampel-Koalition. Er befürchtet einen "Flurschaden" bei wichtigen Projekten wie dem Digitalpakt 2.0, sollte es zu einem Abbruch der Gespräche und einer Verzögerung des Bundeshaushaltes kommen.
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