Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg steht als monumentales Zeugnis für die Größenfantasien und den propagandistischen Aufwand des Nationalsozialismus. Die gigantischen Bauwerke, die zwischen 1933 und 1938 entstanden, sollten die Macht der NSDAP demonstrieren und die Massen begeistern. Doch der Zweite Weltkrieg verhinderte die Vollendung der ambitionierten Pläne. Wie Durs Grünbein in seinem FAZ-Beitrag vom 9. November 2024 schildert, hinterlässt das Gelände auch heute noch einen beklemmenden Eindruck. Die schiere Größe der unvollendeten Kongresshalle, die an das Kolosseum in Rom erinnern sollte, verdeutlicht den Größenwahn der Nationalsozialisten. Grünbein beschreibt seine Irritation darüber, dass selbst in Nürnberg die Wegbeschreibung zum Gelände des Reichsparteitags nicht jedem geläufig ist.
Die Geschichte des Geländes ist untrennbar mit den Reichsparteitagen verbunden, die von 1933 bis 1938 jährlich in Nürnberg stattfanden. Wie die Webseite des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände informiert, wurden diese Veranstaltungen von den Nationalsozialisten als gigantische Propagandaschauen inszeniert. Auf dem weitläufigen Areal fanden Aufmärsche, Kundgebungen und andere Massenveranstaltungen statt, die von Leni Riefenstahl in ihren Propagandafilmen festgehalten wurden. Die Architektur der Bauten, wie die Große Straße und das Zeppelinfeld, war darauf ausgelegt, die Massen zu beeindrucken und die Macht des Regimes zu demonstrieren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte sich die Frage nach dem Umgang mit dem architektonischen Erbe des Nationalsozialismus. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 4. November 2011 über die steinernen Relikte des braunen Spuks in Nürnberg. Die monumentalen Bauten wurden nicht vollständig abgerissen, sondern teilweise umgenutzt. Die Kongresshalle beherbergt heute unter anderem das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, das sich der Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus widmet. Auch das Zeppelinfeld und die Große Straße werden heute für Veranstaltungen genutzt. Die Umnutzung der Bauten wirft die Frage nach dem angemessenen Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus auf. Soll man die Gebäude abreißen und die Vergangenheit tilgen oder sie erhalten und als Mahnmal nutzen?
Die taz berichtete bereits am 10. März 1989 über die Diskussion um die Nutzung des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes. Die SPD forderte damals die politische Auseinandersetzung mit den "Worten aus Stein", wie Hitler die Bauten bezeichnete. Geplant waren ein Dokumentationszentrum und ein Museum für Zeitgeschichte, um die Geschichte der Bauten aufzuarbeiten und die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten. Die Diskussion um die Nutzung des Geländes zeigt, wie schwierig es ist, mit dem Erbe des Nationalsozialismus umzugehen. Die Bauten sind nicht nur architektonische Monumente, sondern auch Symbole für eine dunkle Vergangenheit.
Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg bleibt ein Ort der Widersprüche. Es ist ein Mahnmal für die Verbrechen des Nationalsozialismus und gleichzeitig ein Ort der Begegnung und der Kultur. Die unvollendeten Träume des Dritten Reichs sind in Stein gemeißelt und erinnern uns an die Gefahren von Größenwahn und Ideologie.
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