25.12.2024
IG Metall Chefin Benner Für Europäische Industriesouveränität

Europas Industrie: IG Metall fordert mehr Unabhängigkeit

Christiane Benner, Chefin der IG Metall, plädiert für eine stärkere Unabhängigkeit der europäischen Industrie sowohl von China als auch von den USA. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldet, sieht Benner angesichts des chinesischen Staatskapitalismus und des protektionistischen Kurses der USA die Notwendigkeit einer entschlossenen Industriepolitik in Europa. "Europa und seine Industrie müssen unabhängiger von China und den USA werden", erklärte Benner gegenüber der dpa (Zeit Online).

Benner schlägt eine verbindliche europäische Abstimmung bei Industrieprojekten und der Gewinnung ausländischer Investitionen vor. Schwerpunkte sollten Digitalisierung, niedrige Energiekosten und Bürokratieabbau für Unternehmen sein, wobei die Klimaziele berücksichtigt werden müssten. Fördergelder sollten an eine möglichst hohe Wertschöpfung innerhalb der EU gebunden werden. Auch der Tagesspiegel berichtete über Benners Forderung nach einer eigenständigen Industriepolitik (Tagesspiegel).

Für die deutsche Politik nach der Bundestagswahl wünscht sich Benner eine stabile Zweierkoalition, um notwendige Maßnahmen effektiv umsetzen zu können. Sie kritisiert die letzten Monate der Ampel-Koalition, in denen die Politik ihrer Ansicht nach "nicht mehr richtig funktioniert" und Chancen verpasst habe. Besonders wichtig sei die Versorgung der Unternehmen mit bezahlbarer Energie, um eine Deindustrialisierung zu verhindern. Auch die Verbraucher benötigten eine merkliche Entlastung beim Strompreis, unter anderem zur Förderung der Elektromobilität. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur müsse schneller vorangehen.

Die deutsche Autoindustrie sieht Benner durch Managementfehler bei der Digitalisierung und der Entwicklung günstiger Elektroautos gefährdet. Die IG Metall habe die Bedeutung der Batterieproduktion mit ihrer hohen Wertschöpfung für Elektrofahrzeuge frühzeitig erkannt. Trotz der aktuellen Schwierigkeiten sieht Benner Deutschland und Europa dank gut ausgebildeter Fachkräfte, einem starken Mittelstand und der Mitbestimmung gut aufgestellt. Die nächsten zwei Jahre seien entscheidend für die Zukunft der Industrie.

Das jüngste Tarifergebnis in der Metall- und Elektroindustrie bewertet Benner positiv, besonders den Sonderbeitrag für Auszubildende. Jetzt seien die Unternehmen am Zug, Arbeitsplätze zu sichern und in Deutschland zu investieren. Die IG Metall erwarte "klare Bekenntnisse zum Standort". Trotz der aktuell geringen Einstellungszahlen ist Benner optimistisch. Die Gewerkschaft habe einen Plan, sei konfliktbereit und verfüge über handlungsfähige Betriebsräte. Zur Entwicklung der Mitgliederzahlen will die IG Metall auf ihrer Jahres-Pressekonferenz am 27. Januar Auskunft geben. Benner verweist auf einen starken Zuwachs junger Mitglieder.

Auch die IG Metall selbst unterstreicht die Notwendigkeit einer europäischen Industriepolitik. Auf ihrer Website betont die Gewerkschaft die Bedeutung einer leistungsfähigen Industrie für den wirtschaftlichen Wohlstand (IG Metall). Sie kritisiert die bisherige Vernachlässigung der Industrie in Europa zugunsten des Dienstleistungssektors. Die IG Metall fordert eine strategische Erneuerung der Industrie im Rahmen einer ökologischen, sozialen und nachhaltigen Marktwirtschaft und setzt auf eine enge Kooperation mit europäischen Gewerkschaften.

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