Sinkende Inflationsraten rücken die reale Rendite von Anlagen in den Fokus. Der Realzins, also der Zins abzüglich der Inflation, wird zur entscheidenden Kennzahl für Investitionsentscheidungen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, gewinnt der Realzins nach einer Phase negativer Werte durch die hohe Inflation wieder an Bedeutung. Die Betrachtung des Realzinses ermöglicht es, Werbeversprechen von Finanzinstituten kritisch zu hinterfragen und die tatsächliche Wertentwicklung von Anlagen zu bewerten.
Ein Beispiel verdeutlicht die Relevanz des Realzinses: Bei einem Tagesgeldzins von 3,3 Prozent auf 10.000 Euro ergibt sich ein jährlicher Zinsertrag von 330 Euro. Beträgt die Inflation, wie im Januar 2024 gemeldet, 2,9 Prozent, mindert sie den realen Wertzuwachs. Der Realzins beträgt dann nur 0,4 Prozent, was einem realen Gewinn von lediglich 40 Euro entspricht. Der RND berichtet, dass einige Banken zwar höhere Tagesgeldzinsen anbieten, diese jedoch oft zeitlich begrenzt sind. So bietet die Comdirect beispielsweise 3,75 Prozent für sechs Monate, danach kann der Zinssatz deutlich sinken.
Die Berechnung des Realzinses ist simpel, die tatsächliche Entwicklung jedoch komplexer. Die Inflationsmessung bezieht sich auf die Vergangenheit, der Zinssatz hingegen auf die Zukunft. Preisprognosen bieten zwar Orientierung, aber keine absolute Sicherheit. RND-Kolumnist Hendrik Buhrs betont, dass ein vertraglich garantierter Sparzins zwar verlässlich ist, viele Banken aber nach Aktionszeiträumen die Zinsen senken. Ein Festgeldvertrag sichert den aktuellen Zins länger, schränkt jedoch die Flexibilität ein.
Die Tagesschau weist darauf hin, dass Sparer bei hoher Inflation und niedrigen Zinsen real Geld verlieren. Experten empfehlen daher, liquide Mittel bei einer bekannten deutschen Bank anzulegen, um die Einlagensicherung zu nutzen. Langfristig können sich Aktien trotz Kursschwankungen lohnen, da Unternehmen in einer Marktwirtschaft in der Regel höhere Renditen erwirtschaften müssen als mit Staatsanleihen oder Sparanlagen erreichbar. Aktieninvestments sollten jedoch mit einem langfristigen Horizont von Jahrzehnten geplant werden.
Wie die Europäische Investitionsbank (EIB) im Podcast "A Dictionary of Finance" erläutert, besteht ein enger Zusammenhang zwischen Zinsen, Inflation und Wirtschaftswachstum. Zentralbanken steuern mit Leitzinsen die Wirtschaft und beeinflussen die Inflation. Bei steigender Inflation erhöhen Zentralbanken in der Regel die Leitzinsen, um die Geldmenge zu reduzieren und Preisstabilität zu gewährleisten. Sinkt die Inflation, können die Leitzinsen gesenkt werden, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Zusammenfassend ist der Realzins eine wichtige Kennzahl für Anleger. Er gibt an, welcher Anteil der nominalen Rendite nach Abzug der Inflation tatsächlich übrig bleibt. Bei niedrigen oder negativen Realzinsen gewinnen alternative Anlagen wie Aktien oder Gold an Attraktivität. Langfristige Anlageentscheidungen sollten jedoch nicht allein auf dem Realzins basieren, sondern auch die individuelle Risikobereitschaft und den Anlagehorizont berücksichtigen.