Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat die Diskussion um die Sicherheit bei öffentlichen Veranstaltungen neu entfacht. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) am 24. Dezember 2024 berichtete, kritisiert der Zufahrtsschutz-Experte Christian Schneider die in Magdeburg getroffenen Sicherheitsmaßnahmen. Schneider, zertifizierter Sachverständiger der Initiative Breitscheidplatz GmbH, bemängelt, dass diese nicht den gängigen technischen Standards entsprachen.
In einem SZ-Interview erklärte Schneider das Konzept des Zufahrtsschutzes. Ziel sei es, Fahrzeugangriffe durch technische Vorkehrungen zu verhindern. Dies beginne mit einer Risikoanalyse, um die Schwachstellen eines Veranstaltungsortes zu identifizieren und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. "Es geht darum, die Guten zu schützen und die Bösen fernzuhalten", zitiert die SZ Schneider. Konkret bedeute dies eine dreistufige Strategie: Geschwindigkeitsreduzierung, Abwehr und Kennzeichnung von Gefahrenbereichen. Durch Hindernisse wie Hochbeete oder Stadtmöbel solle die Geschwindigkeit von Fahrzeugen gedrosselt werden. Poller oder andere Barrieren dienen als eigentliche Schutzmaßnahmen. Zusätzlich müssten potenzielle Gefahrenzonen, in die nach einem Aufprall Trümmerteile geschleudert werden könnten, markiert und für Besucher gesperrt werden. Gleichzeitig müsse die Zufahrt für Rettungsdienste und Lieferanten gewährleistet bleiben.
Schneider kritisiert in der SZ die Verharmlosung von Fachwissen im Bereich Zufahrtsschutz. Die Berufsbezeichnung sei nicht geschützt, und qualifizierte Ausbildung fehle oft. Ein weiterer Fehler sei die Verwechslung von Zufahrtsschutz und Veranstaltungssicherheit. Beides seien unterschiedliche Bereiche, die getrennt voneinander betrachtet werden müssten. Zufahrtsschutz beziehe sich auf den Schutz vor Angriffen von außen, während die Veranstaltungssicherheit die Sicherheit innerhalb des Veranstaltungsgeländes betreffe.
Am Beispiel des Magdeburger Weihnachtsmarktes verdeutlicht Schneider die möglichen Konsequenzen mangelnder Expertise. Die dort eingesetzten Betonklötze hätten bei einem Fahrzeugaufprall selbst zur Gefahr werden und in die Menschenmenge geschleudert werden können. Ein fachgerecht geplanter Zufahrtsschutz hätte den Anschlag möglicherweise verhindern können, so Schneider gegenüber der SZ. Er betont die Notwendigkeit eines normgerechten Vorgehens, das Analysen, Berechnungen, die Auswahl und Installation von Schutzmaßnahmen sowie eine abschließende Funktionsprüfung umfasst.
Auf die Frage nach der vollständigen Absicherung von Weihnachtsmärkten antwortet Schneider in der SZ differenziert. Einen hundertprozentigen Schutz gebe es nicht. Es sei jedoch möglich, das Risiko eines Fahrzeugangriffs deutlich zu reduzieren. Angesichts der anhaltenden Bedrohung durch Fahrzeugattacken fordert er sichere Konzepte für öffentliche Veranstaltungen, um zukünftige Tragödien zu verhindern.
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