26.10.2024
Igelsterben in Sachsen: Ursachen und Hilfsmaßnahmen

Der Igel, einst ein häufiger Gast in unseren Gärten, wird in Sachsen immer seltener. Wie die Zeit am 26. Oktober 2024 berichtete, beobachten Tierschützer seit Jahren einen stetigen Rückgang der Bestände. „Im Vergleich zu 1994 werden inzwischen 85 Prozent weniger Igel auf der Straße gefunden, obwohl der Verkehr zugenommen hat“, wird Sven Möhring vom NABU Sachsen zitiert. Dies verdeutlicht die dramatische Situation, in der sich die stacheligen Tiere befinden.

Verantwortlich für diesen Rückgang sind verschiedene Faktoren, die den Igeln das Leben schwer machen. Die zunehmende Bodenversieglung und der Einsatz von Insektiziden führen zu einem Rückgang der natürlichen Lebensräume und Nahrungsquellen. Auch der Straßenverkehr, sowie natürliche Fressfeinde wie Rotfuchs, Waschbär und freilaufende Hunde fordern ihren Tribut.

Hinzu kommen Gefahren, die durch den Menschen geschaffen werden. Mähroboter, die oft unbeaufsichtigt durch die Gärten fahren, stellen eine tödliche Gefahr für Igel dar. Die Tiere reagieren auf die Annäherung der Geräte mit ihrem natürlichen Schutzreflex und rollen sich zusammen, anstatt zu flüchten. So werden sie von den scharfen Klingen der Roboter erfasst und schwer verletzt.

Auch die zunehmende Ordnungswut in deutschen Gärten macht den Igeln zu schaffen. Gepflegte Rasenflächen und akkurat gestutzte Hecken bieten den Tieren weder Unterschlupf noch Nahrung. „Gärten des Grauens mit vielen Steinen und überpflegten Golfrasen“ nennt Sven Möhring vom NABU diese Entwicklung.

Die Folgen dieser Entwicklung sind alarmierend. Die Igel finden immer weniger Nahrung und sind gezwungen, auf der Suche nach Futter größere Strecken zurückzulegen. Dies macht sie anfälliger für Verkehrsunfälle und andere Gefahren. Auch ihr Gesundheitszustand leidet unter der schlechten Ernährung.

Die Igelhilfe in Radebeul, eine der größten Igelstationen Sachsens, verzeichnet seit Jahren einen Anstieg der aufgenommenen Tiere. Viele der Igel, die in die Station gebracht werden, sind unterernährt, verletzt oder krank. „Wir haben schon mehr als im ganzen Vorjahr“, berichtet die Vorsitzende Karina Görner. „Das nimmt von Jahr zu Jahr zu, vor allem, weil Igel nicht mehr genug Nahrung finden.“

Doch es gibt auch Hoffnung für die stacheligen Gartenbewohner. Immer mehr Menschen werden auf die Notlage der Igel aufmerksam und versuchen zu helfen. So werden beispielsweise Igelhäuser gebaut und in Gärten aufgestellt, um den Tieren einen sicheren Unterschlupf zu bieten. Auch die Fütterung mit Katzenfutter kann dazu beitragen, die Igel durch den Winter zu bringen.

Wichtig ist es jedoch, die Tiere nicht zu überfüttern und ihnen artgerechtes Futter anzubieten. Milch ist beispielsweise schädlich für Igel und kann zu schweren Verdauungsproblemen führen. Besser geeignet ist Wasser oder spezielles Igelfutter aus dem Fachhandel.

Wer den Igeln helfen möchte, sollte seinen Garten naturnah gestalten und auf den Einsatz von Pestiziden verzichten. Auch das Liegenlassen von Laubhaufen und Totholz kann dazu beitragen, den Tieren einen Lebensraum zu bieten.

Source URL for above info: https://www.zeit.de/news/2024-10/26/immer-weniger-igel-in-sachsen-gefaehrdung-nimmt-zu

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