Die israelische Soziologin Eva Illouz hat die akademische Linke im Rahmen einer Konferenz zum Thema Antisemitismus scharf kritisiert. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 4. Dezember 2024 berichtete, wirft Illouz dieser vor, israelbezogenen und islamischen Antisemitismus zu verharmlosen oder gar zu ignorieren. Die Konferenz unter dem Titel „Antisemitismuskritische Antisemitismusforschung“ offenbarte die tiefgreifenden Differenzen innerhalb der Antisemitismusforschung. Laut FAZ richtete sich Illouz' Kritik insbesondere gegen die Anwendung postkolonialer Theorien auf den israelisch-palästinensischen Konflikt.
Illouz’ Kritik an der akademischen Linken ist nicht neu. Bereits in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung Haaretz, das der Freitag am 16. Mai 2024 veröffentlichte, argumentierte sie, die linke Perspektive, den Konflikt zwischen Israel und Palästina als kolonial zu betrachten, zeichne ein vereinfachtes und unzutreffendes Bild. Sie hob die indigene jüdische Bevölkerung hervor und plädierte für eine differenziertere Analyse.
Die Debatte über die Definition von Antisemitismus und dessen Verhältnis zum Nahostkonflikt ist komplex. Die „Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus“ (JDA), die unter anderem von Illouz unterzeichnet wurde, versucht eine präzisere Definition von Antisemitismus zu formulieren und gleichzeitig die Grenzen legitimer Kritik an Israel abzustecken. Wie die Deutsche Welle (DW) am 12. Juni 2021 berichtete, grenzt sich die JDA von der Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) ab. Kritiker der IHRA-Definition, wie Amos Goldberg, argumentieren, diese werde instrumentalisiert, um Kritik an israelischer Politik zu unterdrücken. Jonathan Rynhold hingegen verteidigt die IHRA-Definition und sieht in der JDA einen Rückschritt.
Die Welt berichtete am 23. Oktober 2024 über Illouz’ These, die linke Identitätspolitik habe der extremen Rechten den Weg geebnet. Illouz kritisiert eine „Opferkultur“ und fordert eine Abkehr von der Fokussierung auf Identitätspolitik.
Die Kontroverse um Illouz’ Positionen verdeutlicht die Brisanz der Debatte um Antisemitismus, Israelkritik und die Rolle der akademischen Linken.
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