Ein internationales Wissenschaftlerteam hat einen jährlichen Gesundheits-Check-up für unseren Planeten eingeführt, um dessen Zustand systematisch zu überwachen. Der erste Bericht, der als „Planetary Health Check“ bekannt ist, wurde kürzlich veröffentlicht und zeigt alarmierende Ergebnisse. In diesem Bericht wurden neun entscheidende Umweltindikatoren untersucht, von denen sieben in der roten Zone liegen, was auf ernsthafte ökologische Probleme hinweist.
Die Erde wird als multimorbide Patientin beschrieben, die an mehreren ökologischen Krankheiten leidet. Diese Metapher verdeutlicht die Dringlichkeit, mit der die globalen Umweltprobleme angegangen werden müssen. Der Bericht stellt fest, dass der Zustand der Erde sich verschlechtert, was durch die zunehmenden Katastrophen und ökologischen Mängel in den letzten Jahren belegt wird. Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat nun die Notwendigkeit erkannt, diese Probleme systematisch zu dokumentieren und zu analysieren.
Der erste „Planetary Health Check“ umfasst 97 Seiten und wurde von einem internationalen Team unter der Leitung von Johan Rockström, einem renommierten Erdsystemforscher, erstellt. Rockström ist auch Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und war maßgeblich an der Entwicklung der „planetaren Belastungsgrenzen“ beteiligt, die als Maßstab für die ökologischen Grenzen der Erde dienen.
Die planetaren Belastungsgrenzen definieren die sicheren operativen Grenzen für die Erde, innerhalb derer das Ökosystem stabil bleibt. Diese Grenzen sind entscheidend, um das Gleichgewicht der Erde zu bewahren und eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Der Bericht zeigt, dass sechs von neun dieser Grenzen bereits überschritten sind, was darauf hinweist, dass die Erde sich außerhalb des sicheren Bereichs bewegt und sich schnell dem roten Alarmzustand nähert.
Die Ergebnisse des Berichts sind besorgniserregend. Besonders hervorzuheben sind die folgenden Punkte:
- Das weltweite Organismensterben hat alarmierende Ausmaße erreicht, was sowohl die funktionale als auch die genetische Biodiversität betrifft. - Die Stickstoff- und Phosphorbelastung der Umwelt hat kritische Werte überschritten. - Der menschengemachte Klimawandel zeigt sich in der erhöhten Strahlungswirkung von Treibhausgasen und dem Anstieg von Kohlendioxid in der Atmosphäre. - Die Übernutzung von Land, Meeren und Süßgewässern ist bereits jenseits der wissenschaftlich definierten Belastungsgrenzen. - Die Ozeanversauerung, die durch den Eintrag von Kohlendioxid in die Meere verursacht wird, hat das Potenzial, die ökologischen Grenzen zu überschreiten und damit die marinen Ökosysteme zu gefährden.Es gibt jedoch auch positive Nachrichten. Zwei Umweltwerte liegen noch im Normbereich: die Ausdünnung der stratosphärischen Ozonschicht und die globale Wasserverfügbarkeit. Diese Aspekte zeigen, dass es möglich ist, durch internationale Zusammenarbeit und politische Maßnahmen positive Veränderungen zu bewirken.
Der jährliche Gesundheits-Check-up für den Planeten ist ein entscheidender Schritt, um die ökologischen Herausforderungen systematisch zu überwachen und zu bewerten. Er bietet eine Grundlage für politische Entscheidungen und Maßnahmen zur Verbesserung des Zustands der Erde. Wissenschaftler und Entscheidungsträger können auf diese Daten zurückgreifen, um Strategien zu entwickeln, die darauf abzielen, die planetaren Belastungsgrenzen nicht nur zu respektieren, sondern auch zu verbessern.
Der „Planetary Health Check“ ist ein bedeutender Fortschritt in der Umweltforschung und bietet einen umfassenden Überblick über den Zustand unseres Planeten. Die alarmierenden Ergebnisse verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der wir handeln müssen, um die Erde zu schützen und zukünftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die Ergebnisse dieses Berichts ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, um die planetaren Belastungsgrenzen wieder zu respektieren.
Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Gesundheit unseres Planeten zu sichern. Nur durch kollektive Anstrengungen und ein tiefes Verständnis der planetaren Gesundheitsindikatoren können wir eine nachhaltige Zukunft für alle Lebewesen auf der Erde gewährleisten.
Quellen: F.A.Z.
