Doha, Katar – Das Golfemirat Katar hat Berichte zurückgewiesen, wonach es seine Vermittlerrolle im Gaza-Krieg aufgegeben habe. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid Al-Ansari, entsprechende Medienberichte seien falsch. Die Zeit berichtete am 9. November ebenfalls über diese Dementis. Zwar habe Katar die Konfliktparteien vor zehn Tagen informiert, dass das Land seine Vermittlerrolle aussetzen werde, falls keine Einigung erzielt werde, so Al-Ansari. Gleichzeitig betonte er aber Katars fortwährende Bereitschaft zur Vermittlung, "wenn die Parteien den Willen und Ernst dabei zeigen, den brutalen Krieg zu beenden". Ob die Vermittlungsbemühungen aktuell ruhen oder Gespräche stattfinden, blieb zunächst unklar.
Seit Beginn des Gaza-Krieges vor über einem Jahr hat Katar, gemeinsam mit den USA und Ägypten, den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen ermöglicht. Im November 2023 kamen bei einer kurzen Waffenruhe mehr als 100 Geiseln frei. Seither gab es zahlreiche indirekte Verhandlungen, unter anderem in Doha, jedoch ohne Durchbruch. Wie unter anderem stern.de und Radio Wuppertal berichten, gibt es derzeit kaum Hoffnungen auf eine baldige Waffenruhe.
Katar gilt aufgrund seiner langjährigen Beziehungen zur Hamas als wichtiger Vermittler. Diese Beziehungen reichen bis in die 1990er Jahre zurück. 2012 eröffnete die Hamas nach den Unruhen des Arabischen Frühlings ein politisches Büro in Katar. Bereits zuvor flossen erhebliche Gelder aus Katar an die Hamas, die 2007 die Macht im Gazastreifen übernahm. Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurden die Forderungen nach einer Schließung des Büros lauter. Das katarische Außenministerium dementierte jedoch auch Berichte über eine angeblich angeordnete Schließung. "Das Hauptziel des Büros in Katar ist, ein Kommunikationskanal zwischen den betroffenen Parteien zu sein", so Al-Ansari laut dpa. Dieser Kanal habe in der Vergangenheit bereits zu zwischenzeitlichen Waffenruhen beigetragen.
Katar steht seit langem im Ruf, islamistische Gruppen im Nahen Osten zu unterstützen, darunter die afghanischen Taliban sowie Akteure in Syrien und der Türkei. Experten sehen darin den Versuch Katars, seinen regionalen Einfluss auszubauen. Die EU, die USA und Israel stufen die Hamas als Terrororganisation ein.
Wie der ORF berichtet, gab es Berichte über verstärkten Druck der USA auf Katar, das Hamas-Büro in Doha zu schließen. Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter soll laut dpa erklärt haben, dass Hamas-Anführer nicht länger in den Hauptstädten amerikanischer Partner willkommen sein sollten, nachdem sie wiederholt Vorschläge zur Freilassung von Geiseln abgelehnt hätten.