Obwohl in Deutschland Krankenversicherungspflicht besteht, haben manche Menschen keinen oder nur eingeschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 8. Dezember 2024 berichtete, könnten Modellprojekte für die anonyme Behandlung Nichtversicherter in Baden-Württemberg eingestellt werden, da die Landesförderung ausläuft. Die zukünftige Finanzierung hängt von den Haushaltsberatungen ab, wobei sich das Sozialministerium für eine Fortsetzung stark macht (Zeit Online, 08.12.2024).
Die Gründe für fehlenden Krankenversicherungsschutz sind vielfältig. Das Sozialministerium Baden-Württemberg nennt unter anderem Beitragsschulden, Wohnungslosigkeit, Prostitution und fehlende Aufenthaltsgenehmigungen. Auch Unwissenheit über den Versicherungsstatus, das deutsche Gesundheitssystem oder die eigenen Ansprüche, sowie Sprachprobleme und Schamgefühle verhindern oft den Zugang zur Gesundheitsversorgung. Betroffene suchen daher häufig erst im fortgeschrittenen Krankheitsstadium medizinische Hilfe auf.
Die Malteser bieten mit ihrer Initiative "Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung" an 20 Standorten in Deutschland Erstuntersuchungen und Notfallversorgung an. Ehrenamtliche Ärzte, Arzthelfer und Pflegekräfte behandeln dort alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft. Das Angebot richtet sich an EU-Bürger, Besucher aus dem Ausland, Studierende und Selbstständige, die ihre Krankenversicherung nicht mehr bezahlen können (Malteser und Malteser Baden-Württemberg). Ähnliche Angebote gibt es von Ärzte der Welt in München, Stuttgart, Hamburg und Berlin (Ärzte der Welt). Dort werden neben allgemeiner medizinischer Versorgung auch spezielle Sprechstunden für Kinder, Frauen und Menschen mit psychischen Problemen angeboten. Die Organisationen beraten Betroffene und unterstützen sie beim (Wieder-)Einstieg in das reguläre Gesundheitssystem.
Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, existieren neben ehrenamtlichen Praxen auch sogenannte Clearingstellen, die Betroffenen helfen, ihre Ansprüche auf Krankenversicherung zu klären und Behandlungskosten zu finanzieren (Deutsches Ärzteblatt). Prof. Dr. med. Gerhard Trabert vom Verein Armut und Gesundheit unterstreicht die Bedeutung solcher Stellen und kritisiert die Überforderung der Betroffenen mit der komplexen Gesetzeslage. Die Diakonie Deutschland weist darauf hin, dass Menschen ohne Papiere zwar einen Anspruch auf eingeschränkte medizinische Versorgung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz haben, diesen aber aufgrund von Meldepflichten und bürokratischen Hürden oft nicht in Anspruch nehmen können (Diakonie).
Die Situation von Menschen ohne Krankenversicherung ist und bleibt eine Herausforderung. Die bestehenden Hilfsangebote sind wichtig, jedoch nicht flächendeckend verfügbar und häufig von Spenden abhängig. Eine dauerhafte Lösung erfordert eine verbesserte Unterstützung der Betroffenen beim Zugang zur regulären Gesundheitsversorgung und eine Vereinfachung der bürokratischen Abläufe.