September 18, 2024
Lesepaten für eine starke Demokratie: Stiftung Lesen sucht engagierte Unterstützer

Wall gegen Populismus: Stiftung Lesen will so viele Lesepaten wie Feuerwehrleute

Die Stiftung Lesen hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Sie möchte die Anzahl der Lesepaten in Deutschland auf das Niveau der Feuerwehrleute anheben. Aktuell engagieren sich rund 150.000 Menschen als Lesepaten in Kitas und Schulen, doch die Stiftung strebt an, diese Zahl auf über eine Million zu erhöhen. Der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Jörg F. Maas, erläuterte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, dass Vorlesen nicht nur die Lesekompetenz fördert, sondern auch als ein Mittel gegen Populismus angesehen werden kann.

Vorlesen als Schutzwall gegen Populismus

Maas betont, dass Vorlesen allein kein vollständiger Schutzwall gegen populistische Strömungen ist, es jedoch das Verständnis, die Empathie und die emotionale Bindung zwischen Kindern und Erwachsenen stärkt. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der viele Kinder und Jugendliche mit Unsicherheiten und Fragen zu gesellschaftlichen und politischen Themen konfrontiert sind. Der Vorlesemonitor 2023 zeigt, dass in vier von zehn Familien nicht regelmäßig vorgelesen wird, was dazu führt, dass wichtige Gespräche über Ängste und Erlebnisse der Kinder nicht stattfinden.

Die Herausforderungen für Kinder und Jugendliche

Aktuelle Jugendstudien haben eine "gewisse Ratlosigkeit" unter Kindern und Jugendlichen festgestellt. Ein Viertel der Jugendlichen kann nicht sagen, welche Partei sie wählen würden, wenn sie dürften. Gleichzeitig gewinnen populistische und autoritäre Lösungen an Zuspruch, was die Stiftung Lesen als besorgniserregend empfindet. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, ist es notwendig, dass Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich mit ihren Fragen und Ängsten auseinanderzusetzen.

Die Rolle der Lesepaten

Die Stiftung Lesen sieht Lesepaten als eine Art Feuerwehr, die "schwelende Brände" löschen, indem sie sich mit den Themen auseinandersetzen, die die Kinder beschäftigen. Durch das Vorlesen können Potenziale geweckt und fehlende Gesprächs- und Entwicklungsmöglichkeiten, die möglicherweise zu Hause nicht gegeben sind, ausgeglichen werden. Dies ist besonders wichtig, um den Kindern einen Raum zu bieten, in dem sie sich sicher fühlen und ihre Gedanken äußern können.

Ein Aufruf zur Beteiligung

Mit der Internet-Kampagne #MachmitLiesvor möchte die Stiftung Lesen Menschen in allen Teilen der Gesellschaft zum Mitmachen bewegen. Maas appelliert an Unternehmen und die Wirtschaft, sich an dieser Initiative zu beteiligen, um das Vorlesen zu fördern. Der Aufwand sei überschaubar: Eine halbe Stunde Vorlesen pro Woche könne bereits einen großen Unterschied machen. Dabei sei es auch für Erwachsene eine bereichernde Erfahrung, wenn Kinder aufmerksam zuhören und Fragen stellen.

Der bundesweite Vorlesetag

Ein besonderer Anlass, um das Vorlesen auszuprobieren, ist der bundesweite Vorlesetag, der am 15. November stattfindet. Im vergangenen Jahr haben mehr als eine Million Menschen an diesem Tag teilgenommen. Maas ermutigt alle, die Möglichkeit zu nutzen, in Schulen oder Kitas vorzulesen und so einen aktiven Beitrag zur Leseförderung zu leisten.

Fazit

Die Initiative der Stiftung Lesen ist ein wichtiger Schritt, um das Vorlesen in Deutschland zu fördern und gleichzeitig einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie zu leisten. Indem Kinder und Jugendliche die Möglichkeit erhalten, sich mit literarischen Inhalten auseinanderzusetzen und ihre Gedanken zu äußern, können sie besser auf die Herausforderungen der heutigen Zeit vorbereitet werden. Die Stiftung Lesen hofft auf eine breite Unterstützung aus der Gesellschaft, um ihr Ziel zu erreichen und die Anzahl der Lesepaten auf ein neues Niveau zu heben.

Quellen: dpa Rheinland-Pfalz/Saarland, Zeit Online

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