Der Münchner Flugtaxi-Hersteller Lilium steht vor einem Neustart – aus der Insolvenz heraus. Wie die Zeit (Zeit Online, 25.10.2024) berichtet, hofft Lilium-Chef Klaus Roewe, durch ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung neue Investoren zu gewinnen und das Unternehmen mit seinen rund 1.000 Mitarbeitern fortzuführen. Der Vorstand könnte das Unternehmen unter Aufsicht eines Sachwalters weiterführen und hätte so mehr Zeit, frisches Kapital aufzutreiben.
Die Süddeutsche Zeitung (Süddeutsche Zeitung, 25.10.2024) zitiert Roewe mit den Worten, er sehe in dem Insolvenzverfahren die Chance auf einen Neuanfang. Lilium hatte angekündigt, in den nächsten Tagen beim Amtsgericht Weilheim einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit zu stellen. Auslöser der aktuellen Krise war die Ablehnung einer Bürgschaft des Bundes für die Hälfte eines 100-Millionen-Euro-Kredits der KfW-Bank. Roewe betonte, dass bereits unter Vorbehalt zusätzliches privates Kapital gesichert gewesen sei, um den KfW-Kredit zu ergänzen. Auch Gespräche über eine Bürgschaft Frankreichs für einen Kredit über 219 Millionen Euro zum Bau einer Batteriefabrik und Montagelinie in Südwestfrankreich seien fortgeschritten gewesen.
Das Start-up hatte in den vergangenen Jahren ein elektrisch betriebenes Kleinflugzeug entwickelt. Nach zahlreichen Testflügen war der erste bemannte Flug für das kommende Frühjahr geplant, die erste Auslieferung an Kunden für 2026. Dafür benötigt Lilium aber dringend frisches Kapital. Wie der Bayerische Rundfunk (BR24, 25.10.2024) berichtet, bezeichnet Lilium-Chef Roewe den Begriff "Flugtaxi" als ungenau für das Geschäftsmodell des Unternehmens. Es gehe vielmehr um einen Shuttle-Service auf festgelegten Routen, beispielsweise zwischen kleineren Städten oder zu Flughäfen. Dies sei besonders auf Strecken rentabel, auf denen Bahn oder Auto deutlich länger brauchen.
Das Unternehmen unter Leitung des ehemaligen Airbus-Managers Roewe verzeichnet rund 700 Fest- und Vorbestellungen, unter anderem aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Saudi-Arabien. Kunden und Kapitalanleger haben bereits 1,5 Milliarden Euro in das an der US-Börse Nasdaq gelistete Unternehmen investiert. Die Aktie, die 2021 zeitweise bei über 14 Dollar notierte, kostete zuletzt nur noch rund 20 Cent.
Wie das manager magazin (manager magazin, 11.06.2024) bereits im Juni berichtete, hoffte Lilium auf insgesamt 300 Millionen Euro Staatshilfen, um die Finanzierungslücke bis zur Serienreife zu schließen. Davon sollten rund 200 Millionen Euro von der französischen Regierung und 100 Millionen Euro von der KfW kommen. Die Hilfen aus Frankreich waren an Investitionen in Höhe von 400 Millionen Euro in den Aufbau einer Produktion in Frankreich geknüpft.
Die rund 1.000 Mitarbeiter, darunter rund 500 Luft- und Raumfahrtingenieure, wurden am Donnerstag über die Insolvenzpläne informiert. Für die kommende Woche ist eine weitere Mitarbeiterversammlung geplant. Bei Lilium gibt es keinen Betriebsrat, die IG Metall ist dort nicht vertreten.
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