Die Zukunft des Marks & Spencer-Hauptgeschäftshauses an der Londoner Oxford Street ist seit Jahren Gegenstand einer Kontroverse, die zentrale Fragen unserer Zeit aufwirft: Wie kann man Innenstädte im digitalen Zeitalter wiederbeleben? Ist ein Abriss und Neubau angesichts des Klimawandels vertretbar? Und welche Rolle spielt der Denkmalschutz im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Interessen und architektonischem Erbe?
Das britische Traditionsunternehmen Marks & Spencer plant den Abriss seines aus den 1930er Jahren stammenden Gebäudes und den Neubau eines modernen, zehnstöckigen Komplexes mit Einzelhandels- und Büroflächen. Das Unternehmen argumentiert, der Neubau würde die schwächelnde Oxford Street revitalisieren und dringend benötigte Büroflächen schaffen. Wie die Textilwirtschaft berichtet, hat Marks & Spencer einen wichtigen juristischen Erfolg gegen die Regierung erzielt und die Genehmigung für den Neubau erhalten. Der High Court entschied im Sinne des Unternehmens, das den Abriss als notwendigen Schritt zur Modernisierung und Anpassung an die veränderten Kundenbedürfnisse betrachtet.
Denkmalschützer und Umweltorganisationen leisten jedoch heftigen Widerstand gegen diese Pläne. Das bestehende Gebäude, das Orchard House, wird als architektonisch wertvoll angesehen, insbesondere im Kontext des gegenüberliegenden, denkmalgeschützten Kaufhauses Selfridges. Kritiker befürchten, der Neubau würde das architektonische Ensemble der Oxford Street beeinträchtigen und einen negativen Präzedenzfall für den Umgang mit historischen Gebäuden schaffen. Wie Pragmatika.media berichtet, hatte der britische Außenminister Michael Gove den Abriss des Orchard House zunächst blockiert, da er negative Auswirkungen auf die Integrität des architektonischen Ensembles der Oxford Street befürchtete.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die ökologischen Konsequenzen des Abrisses. Die Freisetzung großer Mengen an Kohlenstoffdioxid durch Abriss und Neubau wird als unvereinbar mit den Klimazielen angesehen. Wie Pragmatika.media weiter ausführt, wurde die Ablehnung des Abrisses unter anderem mit der Freisetzung von fast 40 Tonnen Kohlenstoff begründet. Befürworter einer Sanierung argumentieren, die Modernisierung des bestehenden Gebäudes wäre die nachhaltigere Lösung.
Der Streit um das Marks & Spencer-Gebäude spiegelt auch die Herausforderungen wider, vor denen der britische Einzelhandel steht. Der Online-Handel boomt, während die Innenstädte mit sinkenden Besucherzahlen und Ladenschließungen zu kämpfen haben. Die Pandemie hat diese Entwicklung noch verstärkt. Wie die FAZ berichtet, wird der Streit um die Abrisspläne auf höchster politischer Ebene geführt und berührt viele Aspekte der aktuellen politischen, ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Diskurse.
Die Entscheidung des High Court zugunsten von Marks & Spencer stellt einen wichtigen Meilenstein in diesem langwierigen Streit dar. Die Debatte über die Zukunft der Oxford Street und den Umgang mit historischen Gebäuden im Kontext des Klimawandels wird jedoch weitergehen.