Außenministerin Annalena Baerbocks Besuch in Syrien nach dem Fall des Assad-Regimes sorgte für Aufsehen, besonders die Begrüßung durch den neuen Machthaber Ahmed al-Scharaa. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, dass al-Scharaa Baerbock den Handschlag verweigerte, ihren französischen Amtskollegen Jean-Noël Barrot jedoch mit diesem traditionellen Gestus begrüßte. Baerbock reagierte mit einem Nicken und ineinandergelegten Händen. Der Vorfall wirft Fragen zum Umgang mit kulturellen und religiösen Gepflogenheiten in der internationalen Diplomatie auf.
Al-Scharaa, Anführer der islamistischen Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), die maßgeblich zu Assads Sturz beitrug, trägt nun Anzug statt Militäruniform. Die Zeit (https://www.zeit.de/news/2025-01/04/handschlag-nur-fuer-maenner-baerbock-beim-islamisten-chef) erläutert, dass der Händedruck zwischen Männern und Frauen in manchen islamisch geprägten Kulturen unüblich und von einigen Rechtsgelehrten als verboten angesehen wird. Eine einheitliche religiöse Regelung existiert jedoch nicht.
Baerbock erklärte später, sie habe bereits bei ihrer Ankunft gewusst, dass es keinen Handschlag geben würde. Im Gespräch mit al-Scharaa habe sie die Bedeutung der Frauenrechte als Indikator für eine freie Gesellschaft deutlich angesprochen. Aus Delegationskreisen verlautete, al-Scharaa habe am Ende des Gesprächs zwar erneut die Hand ausgestreckt, zu einem Handschlag sei es aber nicht gekommen. (dpa)
Bei ihrem Besuch in Damaskus knüpfte Baerbock die europäische Unterstützung Syriens an klare Bedingungen. Sie forderte einen politischen Dialog unter Einbeziehung aller ethnischen und religiösen Gruppen, insbesondere der Frauen. Europa werde Syrien unterstützen, aber nicht zum Finanzier neuer islamistischer Strukturen werden, so die Außenministerin. (dpa)
Die HTS, deren Anführer al-Scharaa ist, entstand aus der Al-Nusra-Front, einem ehemaligen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Al-Scharaa war früher unter dem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dscholani bekannt. (dpa, Zeit Online)
Die Reaktionen auf den verweigerten Handschlag waren unterschiedlich. AfD-Chefin Alice Weidel kommentierte mit den Worten „Es lebe die feministische Außenpolitik!“. Auch in den sozialen Medien wurde das Thema diskutiert. (dpa)