Altkanzlerin Angela Merkel stellte sich kürzlich den Fragen von Maybrit Illner im ZDF, hauptsächlich um ihre neu veröffentlichte Autobiografie „Freiheit“ zu thematisieren. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, nutzte Merkel die Gelegenheit, um ihre 16-jährige Amtszeit zu verteidigen und ihre politischen Entscheidungen zu rechtfertigen. Dabei zeigte sie wenig Selbstkritik und wiederholte Argumente, die bereits aus ihrem Buch bekannt sind.
Von der Migrationskrise 2015 über den Atomausstieg bis hin zu ihrer Russlandpolitik wurden diverse Themen angesprochen. Merkel blieb unbeeindruckt von der Kritik an ihrem Umgang mit Wladimir Putin. Wie die Welt berichtet, verteidigte sie ihr damaliges Vorgehen und betonte, dass sie sich nur für Fehler entschuldige – und ihre Russlandpolitik zähle nicht dazu. Sie räumte zwar ein, dass die Warnungen aus Osteuropa ernster hätten genommen werden sollen, sah aber kein grundlegendes Fehlverhalten in ihrer Politik gegenüber Moskau.
Auch in Bezug auf den Atomausstieg und die Flüchtlingspolitik vertrat Merkel ihre bekannte Haltung. Sie bekräftigte den Atomausstieg als notwendige Konsequenz aus Fukushima und sprach sich gegen eine Rückkehr zur Kernenergie aus. Zudem verteidigte sie ihren damaligen Slogan „Wir schaffen das“ in der Flüchtlingskrise und gab lediglich zu, dass ihr das Ausmaß der Herausforderung bewusst gewesen sei.
Besonders auffällig war die Distanz Merkels zur aktuellen CDU unter Friedrich Merz. So musste sie bei Maybrit Illner, as reported by Welt, explizit bestätigen, dass sie die CDU wählen werde. Ihre Aussage, die CDU sei „insgesamt“ ihre Partei, deutete auf eine gewisse Entfremdung hin. Auch zur Ampel-Koalition äußerte sie sich, wobei sie insbesondere mit der FDP Schwierigkeiten zu haben schien.
Merkels Verteidigung ihrer Politik in Talkshows ist nicht neu. Die Morgenpost analysierte bereits 2016 einen Auftritt bei Maybrit Illner zum Thema Zuwanderung, bei dem es vor allem um Merkels damalige Machtposition ging und die Frage im Raum stand, wie lange sie ihre Politik gegen Widerstände in der Union und der Bevölkerung durchsetzen könne.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete im März 2021 über eine Talkshow bei Maybrit Illner zur Corona-Politik, in der Merkel neben Politikern wie Markus Söder, Robert Habeck und Christian Lindner zu Gast war. Neben der Pandemiebekämpfung spielte auch die Positionierung der Politiker im Wahlkampf eine Rolle.
Zusammenfassend bot Merkels Auftritt bei Maybrit Illner wenig Neues. Sie nutzte die Plattform zur Verteidigung ihrer Bilanz und zeigte dabei wenig Selbstkritik. Die Distanz zur aktuellen CDU wurde deutlich, während sie in einigen Punkten, wie dem Atomausstieg, Positionen vertrat, die eher der aktuellen Regierungskoalition entsprechen.
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