Das Jugendgefängnis in Arnstadt, Thüringen, wird künftig dauerhaft auch Erwachsene aufnehmen. Diese Entscheidung wurde von der Thüringer Staatskanzlei nach einer Kabinettssitzung in Erfurt bekannt gegeben. Die Maßnahme soll den seit Jahren sinkenden Zahlen in der Jugendhaft Rechnung tragen. Bereits seit mehreren Monaten wird die Unterbringung junger Erwachsener in einem speziellen Hafthaus erprobt, und laut den Behörden hat sich dieses Konzept bewährt, ohne dass es zu Einschränkungen für die jugendlichen Insassen gekommen ist.
Die Haftanstalt in Arnstadt, die 2014 eröffnet wurde, verfügt über 250 Plätze im geschlossenen und 22 Plätze im offenen Vollzug. Die Einrichtung ist modern gestaltet und bietet neben vier Hafthäusern auch Werkstätten für verschiedene Ausbildungsberufe, ein Gewächshaus, eine Schule, eine Sporthalle sowie einen Fußballplatz und eine Laufbahn. Zudem stehen den Insassen eine Bibliothek, ein kleines Musikstudio und ein Laden zur Verfügung, was zur Förderung der sozialen und beruflichen Fähigkeiten beitragen soll.
Derzeit sind in der Anstalt 110 erwachsene Strafgefangene untergebracht, die nicht älter als 35 Jahre sind und zu einer Haftstrafe von maximal vier Jahren verurteilt wurden. Hinzu kommen etwa 85 jugendliche Inhaftierte. Die Anstalt ist damit zu rund 78 Prozent im geschlossenen Vollzug ausgelastet. Im laufenden Jahr lag die Auslastung mit ausschließlich jugendlichen Insassen im Durchschnitt bei nur 30,4 Prozent. In Thüringen gibt es insgesamt rund 1.331 Strafgefangene.
Die Unterbringung junger Straftäter in Einzelzellen wird als zeitgemäß erachtet, da sie eine bessere individuelle Betreuung ermöglicht. Die vorhandenen Sporteinrichtungen und großen Außenbereiche tragen zur Verbesserung der sozialen Prognose der Insassen bei. Darüber hinaus bietet die Jugendhaftanstalt eine sozialtherapeutische Abteilung sowie Schul- und Berufsbildungsangebote, die in den vergangenen Jahren ebenfalls nicht vollständig ausgelastet waren. Diese Angebote sollen dazu beitragen, die Resozialisierung der Gefangenen zu fördern und ihnen Perspektiven für ein straffreies Leben nach der Haft zu bieten.
Die Entscheidung, auch Erwachsene im Jugendgefängnis unterzubringen, ist eine Reaktion auf die rückläufigen Zahlen in der Jugendhaft. Die Behörden sehen in dieser Maßnahme eine Möglichkeit, die vorhandenen Kapazitäten besser zu nutzen und gleichzeitig die Bedingungen für die Insassen zu verbessern. Die Erfahrungen aus der Pilotphase haben gezeigt, dass die Integration junger Erwachsener in die bestehende Struktur des Jugendgefängnisses möglich ist, ohne die Bedürfnisse der jugendlichen Gefangenen zu beeinträchtigen.
Die Umwandlung des Jugendgefängnisses in Arnstadt zu einer Justizvollzugsanstalt mit Abteilungen für Jugendliche, Heranwachsende und junge Erwachsene könnte langfristig dazu beitragen, die Herausforderungen im Strafvollzug in Thüringen zu bewältigen. Die Behörden planen, die gesammelten Erfahrungen aus der bisherigen Praxis zu evaluieren und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen, um die Effektivität der Maßnahmen zu gewährleisten.
Insgesamt zeigt die Entwicklung im Thüringer Jugendgefängnis, wie wichtig es ist, auf die sich verändernden Bedürfnisse im Strafvollzug zu reagieren und innovative Lösungen zu finden, die sowohl den Insassen als auch der Gesellschaft zugutekommen.
