Die niedersächsische Wirtschaft befindet sich in einer schwierigen Lage. Mehrere Berichte und Studien zeichnen ein besorgniserregendes Bild. Die Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) schlägt Alarm und warnt vor einer Abwanderung von Unternehmen. Eine aktuelle Umfrage, über die die Zeit am 6. Dezember 2024 berichtete, zeigt, dass Unternehmen den Standort Niedersachsen nur noch mit "befriedigend" bewerten. Insbesondere der Mittelstand, den IHKN-Präsident Matthias Kohlmann als tragende Säule der niedersächsischen Wirtschaft bezeichnet, leidet unter hohen Abgaben, steigenden Energiepreisen, Bürokratie und dem Mangel an Fachkräften.
Um dem entgegenzuwirken, hat die IHKN ein Maßnahmenpaket mit 50 Vorschlägen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Niedersachsens vorgelegt. Wie der NDR am 6. Dezember 2024 berichtete, wurden diese Vorschläge in Zusammenarbeit mit den Vorsitzenden der Industrieausschüsse der niedersächsischen IHKs erarbeitet. Die IHKN fordert unter anderem beschleunigte Genehmigungsverfahren, mehr unternehmerische Eigenverantwortung und einen Stopp für neue Berichtspflichten. Darüber hinaus plädiert sie für eine Überprüfung bestehender Vorschriften und die Abschaffung von "Gold-Plating", also der übermäßigen Verschärfung von EU-Vorgaben bei der nationalen Umsetzung.
Auch eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, in Auftrag gegeben von der Drei Quellen Mediengruppe und veröffentlicht von OM Online am 5. Dezember 2024, bestätigt die negative Stimmung. 54 Prozent der Befragten rechnen in den nächsten sechs Monaten mit einem wirtschaftlichen Abschwung in Niedersachsen. 46 Prozent empfanden den Standort in den vergangenen Jahren als weniger attraktiv. Als größte Probleme wurden übermäßige Bürokratie, Fachkräftemangel und Ärztemangel in ländlichen Regionen genannt. Die Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere um Volkswagen, stehen im Vordergrund.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommt in einer Studie, die am 2. September 2024 von Die Niedersachsen vorgestellt wurde, zu dem Ergebnis, dass Niedersachsen im Vergleich zu anderen westdeutschen Bundesländern wirtschaftlich an Boden verloren hat. Unternehmen konzentrieren sich demnach zunehmend auf Auslandsmärkte. Als Gründe werden hohe Lohnkosten, die Steuer- und Abgabenlast sowie der Mangel an Arbeits- und Fachkräften angeführt. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) unterstrich die Notwendigkeit, bessere Bedingungen für Investitionen und Produktion im Land zu schaffen.
Wie der Rundblick Niedersachsen am 2. September 2024 berichtete, ist die Automobilindustrie als wichtigster Wirtschaftszweig Niedersachsens besonders stark von der Krise betroffen. Sinkende Gewinne erschweren Investitionen in die Elektromobilität und führen zu Produktionsverlagerungen ins Ausland. Niedersachsenmetall-Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt fordert eine offensive Steuerpolitik, niedrigere Energiepreise, die Sicherung von Fachkräften, die Stärkung von Forschung und Entwicklung sowie Technologieoffenheit.
Quellen:
- Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-12/06/wirtschaftsstandort-niedersachsen-in-gefahr
- NDR: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Industrie-und-Handelskammer-Standort-Niedersachsen-in-Gefahr,ihk280.html
- Stern: https://www.stern.de/gesellschaft/regional/niedersachsen-bremen/industrie--wirtschaftsstandort-niedersachsen-in-gefahr--35288552.html
- Tageblatt: https://www.tageblatt.de/Nachrichten/Wirtschaftsstandort-Niedersachsen-in-Gefahr-622763.html
- Goslarsche Zeitung: https://www.goslarsche.de/Nachrichten/Wirtschaftsstandort-Niedersachsen-in-Gefahr-622766.html
- Die Niedersachsen: https://www.dieniedersachsen.de/wirtschaft/industriestandort-niedersachsen-droht-den-anschluss-zu-verpassen-2952039
- OM Online: https://www.om-online.de/wirtschaft/umfrage-sorgen-um-wirtschaftsstandort-niedersachsen-642935
- Rundblick Niedersachsen: https://www.rundblick-niedersachsen.de/iw-chef-huether-warnt-niedersachsen-verliert-den-anschluss/