Nach dem Teilabsturz der Carolabrücke in Dresden im September 2024 werden in Sachsen zahlreiche Brücken ähnlicher Bauart eingehend untersucht. Sachsens Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU) fordert eine Überarbeitung der geltenden Brückenprüfvorschriften, wie die Zeit berichtet. Gegenüber MDR Aktuell betonte sie die Notwendigkeit einer Novellierung der Normen, da solche Spannstahlbrücken nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Ostdeutschland und möglicherweise auch bundesweit existierten. Kraushaar kritisiert insbesondere, dass es bisher keine Vorschrift gibt, die das Öffnen des Betons einer Brücke im Rahmen einer Prüfung vorschreibt.
Derzeit überprüft der Freistaat 19 Spannbetonbrücken aus den 1960er bis 1980er Jahren entlang von Bundes- und Staatsstraßen. Laut MDR stehen diese Brücken im Fokus, da sie potenziell ähnliche Schäden aufweisen könnten wie die Carolabrücke. Bei dieser Bauart besteht Korrosionsgefahr im Spannstahl, die unter Umständen zu einem plötzlichen Versagen führen kann. Genau dies wird als Ursache für den Teilabsturz der Carolabrücke vermutet. Die Sonderprüfungen sollen im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein.
Wie der MDR weiter berichtet, hat Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) bereits einen Zwischenbericht zum Zustand sächsischer Brücken im Kabinett vorgestellt. Demnach hat sich der Anteil der Brücken in schlechtem Zustand seit 2020 erhöht. Von den rund 2.500 Brücken, die das Land Sachsen verwaltet, sind etwa 250 sanierungsbedürftig. Dulig betonte die Notwendigkeit, diese Brücken bis 2030 zu sanieren, und unterstrich die hohe Priorität der Sicherheit der Straßeninfrastruktur. Die Sonderprüfungen der 19 Spannbetonbrücken sollen nun erstmals auch Einblicke in das Innere der Bauwerke ermöglichen, um den Zustand des Spannstahls zu beurteilen. Bisherige standardisierte Brückenprüfungen sahen dies nicht vor. Die Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau war ein erstes Ergebnis dieser neuen Prüfmethode.
Die Diskussion um die Transparenz von Brückengutachten wird ebenfalls intensiver geführt. So berichtet der MDR, dass Dresdner Stadträte die Stadtverwaltung auffordern, die Gutachten öffentlich zugänglich zu machen. Der Linken-Fraktionschef André Schollbach kritisiert, dass er trotz mehrfacher Anfragen seit 2013 die Gutachten zur Carolabrücke nicht einsehen konnte. Auch die SPD-Fraktion fordert die Offenlegung der Zustandsanalysen und weiterer Dokumente zur Carolabrücke aus den letzten zehn Jahren. Die Stadtverwaltung begründet die Zurückhaltung damit, dass der Prüfbericht Teil der laufenden Untersuchungen der Staatsanwaltschaft sei.
Die gestiegenen Baupreise in Sachsen-Anhalt, über die die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, verdeutlichen die finanziellen Herausforderungen bei der Sanierung und Instandhaltung von Brücken. Im November 2024 stiegen die Preise für den Neubau von Wohnhäusern im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent. Besonders die Kosten für Entwässerungs-, Abdichtungs- und Erdarbeiten sind gestiegen.
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