Acht Museen und Sammlungen in Niedersachsen haben ein gemeinsames Forschungsprojekt gestartet, um die Herkunft ihrer indonesischen Objekte aus der Kolonialzeit zu untersuchen. Wie die dpa Niedersachsen am 1. November 2024 berichtete, umfasst das Projekt rund 1.450 ethnografische Objekte, 300 naturkundliche Präparate und sechs menschliche Überreste. Das Landesmuseum Hannover, eines der beteiligten Museen, teilte mit, dass der Fokus der Untersuchung auf dem Zeitraum zwischen 1850 und 1920 liegt, in dem die Objekte in den Besitz der niedersächsischen Museen gelangten. Indonesien war zu dieser Zeit eine niederländische Kolonie. Die geographische Nähe zu den Niederlanden wird als ein möglicher Faktor für den Erwerb der Objekte durch die niedersächsischen Museen vermutet.
Das auf zwei Jahre angelegte Projekt wird vom Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen initiiert und vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen ist ebenfalls beteiligt. Roberta Zollo, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Indonesien-Expertin, betonte gegenüber der dpa die Bedeutung des Projekts für die Aufarbeitung der komplexen kolonialen Verflechtungen und hofft, dass die Forschung zu einem verstärkten Dialog zwischen Europa und Indonesien beitragen wird. Die Präsenz der Niederlande im heutigen Indonesien begann bereits im 17. Jahrhundert und dauerte bis zur Anerkennung der indonesischen Unabhängigkeit im Jahr 1949 an.
Zu den beteiligten Institutionen gehören neben dem Landesmuseum Hannover das Staatliche Naturhistorische Museum – 3Landesmuseen Braunschweig, das Städtische Museum Braunschweig, die Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen, das Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, die Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814 und das Ostfriesische Landesmuseum Emden. Die Rückgabe von Objekten aus der Kolonialzeit an ihre Herkunftsländer ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus gerückt. So wurden bereits Objekte aus Braunschweig nach Kamerun und Namibia zurückgeführt, wie die dpa berichtet. Auch das Landesmuseum Hannover gab 2017 die sterblichen Überreste einer indigenen Australierin an ihre Nachfahren zurück. Die Rückgabe solcher Überreste hat für die betroffenen Gemeinschaften eine immense Bedeutung, wie die damalige australische Botschafterin betonte.
Das aktuelle Projekt in Niedersachsen reiht sich ein in eine Reihe von Initiativen zur Provenienzforschung im Kontext der Kolonialzeit. Wie die Webseite "Postkoloniale Provenienzforschung Niedersachsen" (https://www.postcolonial-provenance-research.com/ag-projekte/) zeigt, gibt es zahlreiche Forschungsprojekte, die sich mit der Herkunft von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten beschäftigen. Diese Projekte untersuchen die komplexen Erwerbsgeschichten der Objekte und tragen dazu bei, die Geschichte des Kolonialismus aufzuarbeiten.
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