Das Schicksal der Nord Stream 2 AG, der Betreibergesellschaft der kontroversen Ostsee-Gaspipeline, bleibt weiterhin offen. Ein Schweizer Gericht hat den Gläubigern eine finale Frist bis zum 8. Januar 2025 gewährt, um über einen vorgelegten Nachlassvertrag zu entscheiden, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Auch die "Zeit" berichtete am 20.12.2024 über diese letzte Fristverlängerung für das Unternehmen. Sollte keine Einigung erzielt werden, droht der Nord Stream 2 AG der Konkurs.
Der vom Gericht bestellte Sachwalter Transliq erklärte gegenüber dpa, dass die Eröffnung des Konkursverfahrens unausweichlich sei, falls das erforderliche Quorum für die Annahme des Nachlassvertrags nicht erreicht werde. Transliq wurde beauftragt, Sanierungsmöglichkeiten zu prüfen und eine Einigung mit den Gläubigern anzustreben. Details zum Inhalt des Nachlassvertrags wurden nicht veröffentlicht. Üblicherweise beinhalten solche Verträge die Veräußerung von Vermögenswerten, um die Gläubiger zumindest teilweise zu entschädigen.
Die fertiggestellte, jedoch nie in Betrieb genommene Nord Stream 2-Pipeline sollte russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschland transportieren. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 wurde das Projekt gestoppt. Die Baukosten belaufen sich laut NDR auf fast zehn Milliarden Euro. Im September 2022 wurde ein Strang der Pipeline sowie beide Stränge der bereits in Betrieb befindlichen Nord Stream 1-Pipeline bei einem Anschlag beschädigt. Die Nord Stream 2 AG ist seither stark verschuldet und musste fast alle Mitarbeiter entlassen. Das Schweizer Gericht hatte dem Unternehmen Anfang 2023 eine Nachlassstundung gewährt, die bereits mehrfach verlängert wurde, um einen Konkurs abzuwenden.
Der größte Vermögenswert der Nord Stream 2 AG ist die Pipeline selbst. Das 1.200 Kilometer lange Doppelrohr sollte jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland liefern. Die Zukunft der Pipeline, die zum Gegenstand geopolitischer Auseinandersetzungen geworden ist, bleibt ungewiss und hängt von der Entscheidung des Schweizer Gerichts ab, so der NDR. Neben dem russischen Staatskonzern Gazprom, dem Eigentümer der Nord Stream 2 AG, gehören auch fünf westeuropäische Energiekonzerne zu den Gläubigern, die jeweils rund eine Milliarde Euro in das Projekt investiert hatten.
Der NDR skizziert verschiedene Zukunftsszenarien für die Pipeline. Ein amerikanischer Investor hat Interesse an einer Übernahme geäußert, um die Energieversorgung unter amerikanische und europäische Kontrolle zu bringen. Eine weitere Option wäre die Umrüstung der Pipeline für den Transport von Wasserstoff aus Finnland. Auch ein Beibehalten des Status quo, bis sich die geopolitischen Spannungen entspannt haben, ist denkbar. Eine Reparatur der beschädigten Pipeline-Stränge wäre technisch möglich, jedoch mit erheblichen Kosten und Zeitaufwand verbunden.
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