25.10.2024
Rockergruppen in NRW Veränderungen und neue Dynamiken

Rocker-Szene in NRW im Umbruch: Ex-Bandidos wechseln zu den Hells Angels

Das Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen hat bestätigt, dass ehemalige Mitglieder der 2021 verbotenen Rockergruppe "Bandidos MC Federation West Central" zu den Hells Angels übergelaufen sind. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, liegen dem LKA entsprechende Erkenntnisse vor. Die "Neue Westfälische" hatte zuvor ebenfalls über den Wechsel berichtet. Zusätzlich wurden dem LKA Neugründungen von Hells Angels Chartern in NRW gemeldet. Das LKA steht laut einem Sprecher in engem Kontakt mit den Kreispolizeibehörden, um die Entwicklungen in der Rockerszene genau zu beobachten. Weitere Details aus den Ermittlungen im Bereich der Organisierten Kriminalität wurden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlicht.

Das Verbot der "Bandidos MC Federation West Central" inklusive ihrer 38 Chapter erfolgte vor über drei Jahren durch das Bundesinnenministerium. Der Schwerpunkt der verbotenen Gruppierungen lag in NRW. Als Begründung für das Verbot nannte das Ministerium damals die schwerwiegende Gefährdung der Allgemeinheit durch die Rockergruppe. Zahlreiche schwere Körperverletzungen und Tötungsdelikte wurden den Bandidos zugeschrieben. Laut Bundesinnenministerium wurden diese Straftaten nicht nur geduldet, sondern aktiv gefördert und belohnt. Das Ziel der Gruppierung sei nicht das gemeinsame Motorradfahren, sondern die territoriale und finanzielle Machtausweitung innerhalb der Rockerszene.

Der Wechsel ehemaliger Bandidos-Mitglieder zu den Hells Angels könnte, so Experten, das Machtgefüge in der Rockerszene Nordrhein-Westfalens erheblich verändern und birgt das Potenzial für neue Konflikte. Die Polizeibehörden sind alarmiert und beobachten die Situation genau, um frühzeitig auf mögliche Eskalationen reagieren zu können. Die enge Zusammenarbeit zwischen LKA und Kreispolizeibehörden soll dabei helfen, ein umfassendes Bild der Lage zu erhalten und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

Die Behörden befürchten Vergeltungsschläge und eine mögliche Neuformierung der Bandidos im Untergrund. Wie die "Rheinische Post" berichtet, beobachten Ermittler bereits Anzeichen für eine solche Entwicklung. Es wird vermutet, dass sich eine zweistellige Zahl neuer Chapter bilden könnte. Auch ein ehemaliger Hells Angel bestätigte gegenüber t-online die Wiederbelebung des Rockermilieus in NRW.

Die Geschichte der Rockergruppen ist geprägt von Gewalt und Konflikten. Entstanden aus einer Gruppe ehemaliger US-Air-Force-Mitglieder Mitte des 20. Jahrhunderts, entwickelten sich die Hells Angels zum Vorbild für zahlreiche weitere Gruppierungen, die sich durch hierarchische Strukturen, strenge Regeln und eine geringe Kooperationsbereitschaft mit der Polizei auszeichnen. Die Zugehörigkeit wird durch einheitliche Kleidung und Abzeichen demonstriert.

Die Aktivitäten der Rockergruppen reichen von legalen Geschäftsfeldern wie Sicherheitsdiensten, Tattoo-Studios und dem Rotlichtmilieu bis hin zu schwerster Kriminalität. Macht- und Territorialansprüche werden oft mit Gewalt gegenüber konkurrierenden Clubs durchgesetzt. Die Zusammenarbeit mit anderen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität im Bereich Gewaltkriminalität, Drogenhandel und Waffenbesitz nimmt laut Bundeskriminalamt (BKA) zu.

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