16.12.2024
Rohstoffrisiken: Deutsche Wirtschaft fordert Handlungsbedarf

Zunehmende Rohstoffrisiken beunruhigen deutsche Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich zunehmend besorgt über die wachsenden Risiken in der Rohstoffversorgung. Wie die Zeit und die Süddeutsche Zeitung übereinstimmend berichten, sieht insbesondere die bayerische Wirtschaft eine zunehmende Bedrohung. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), unterstrich die steigenden Risiken für die Rohstoffversorgung der bayerischen Industrie. Die Versorgung mit 28 Rohstoffen wird laut vbw mittlerweile als kritisch eingestuft, und der Rohstoff-Risiko-Index habe in diesem Jahr erstmals die 15-Punkte-Marke überschritten. (Quelle: dpa, via Zeit Online, 16.12.2024 und Süddeutsche Zeitung, 16.12.2024)

Viele Produkte der bayerischen Industrie benötigen Rohstoffe, die nur in wenigen Regionen der Welt verfügbar sind. Die Beschaffung von Selen, Zinn, Gallium, Tantal, Indium, Niob und den meisten anderen für Zukunftstechnologien benötigten Rohstoffen sei gefährdet. Auch Seltene Erden wie Yttrium, Scandium und Neodym gehören zu den Risikorohstoffen, so Brossardt. Engpässe könnten ganze Wertschöpfungsketten lahmlegen. (Quelle: dpa, via Zeit Online, 16.12.2024 und Süddeutsche Zeitung, 16.12.2024)

Diese Besorgnis wird deutschlandweit geteilt. Laut einem Bericht des Merkur stuft eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des vbw die Verfügbarkeit von 27 wichtigen Metallen, Mineralien und Seltenen Erden aktuell als „sehr kritisch“ ein. (Quelle: Merkur.de, 14.12.2023) Die steigende Nachfrage, vor allem für Zukunftstechnologien wie die Batterieproduktion für die E-Mobilität, verschärft die Situation zusätzlich. Essentielle Batterie-Rohstoffe wie Lithium und Kobalt sind schwer zu beschaffen. Auch andere für die IT-Branche wichtige Rohstoffe wie Zinn, Gallium und Tantal werden zunehmend knapper. Die Versorgung mit wichtigen Metallen wie Aluminium und Kupfer wird ebenfalls schwieriger. (Quelle: Merkur.de, 14.12.2023)

Die Stiftung Arbeit und Umwelt hat die Herkunft und die damit verbundenen Risiken der Rohstoffversorgung Deutschlands untersucht. Nils Beyer von der Stiftung hebt die Abhängigkeit von wenigen, oft undemokratischen Ländern hervor und fordert eine staatliche Rohstoffstrategie. (Quelle: Böckler.de, Magazin Mitbestimmung 02/2023) Die Studie verdeutlicht die deutsche Importabhängigkeit bei wichtigen Rohstoffen wie Wolfram (84 Prozent aus China), Phosphor (40 Prozent aus China) und Antimon (24 Prozent aus China, 17 Prozent aus Russland). Auch bei Aluminiumerz und Kobalt besteht eine starke Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern wie Guinea und dem Kongo. (Quelle: Böckler.de, Magazin Mitbestimmung 02/2023)

Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) betont die Notwendigkeit einer stärkeren außenpolitischen Ausrichtung der EU-Rohstoffpolitik. Die EU müsse ein koordiniertes Vorgehen an den Tag legen, um diplomatisch und programmatisch überzeugende Rohstoffpartnerschaften zu realisieren. (Quelle: SWP-Berlin.org, SWP-Aktuell 2024/A 22) Der Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU zielt darauf ab, die Versorgung der europäischen Industrie mit kritischen Rohstoffen sicherzustellen. Zentrale Ziele sind die Stärkung der europäischen Kapazitäten in Bergbau, Weiterverarbeitung und Recycling sowie die Diversifizierung der Bezugsquellen. (Quelle: SWP-Berlin.org, SWP-Aktuell 2024/A 22)

China, weltweit der wichtigste Förderer und Produzent zahlreicher Metalle, stellt einen großen Risikofaktor dar. Insbesondere bei Spezialmetallen wie Germanium und Gallium nimmt China eine nahezu monopolartige Stellung ein. Ein Konflikt zwischen China und Taiwan und ein daraus resultierender Lieferstopp könnten weltweit zu erheblichen Produktionsausfällen und Versorgungsengpässen führen. (Quelle: Merkur.de, 14.12.2023)

Um die Risiken zu minimieren, fordert die Wirtschaft unter anderem den Ausbau des Recyclings, vereinfachte Genehmigungsverfahren für den Rohstoffabbau in Europa und die Stärkung der Beziehungen zu alternativen Lieferanten, insbesondere in Südamerika. (Quelle: Merkur.de, 14.12.2023)

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