Sechs australische Ureinwohner konnten am 17. November 2022 im Leipziger Grassi Museum für Völkerkunde ihre letzte Ruhe finden, nachdem ihre sterblichen Überreste in einer feierlichen Zeremonie an Repräsentanten der australischen Regierung und indigener Gemeinschaften übergeben wurden. Wie die „Leipziger Zeitung“ berichtete, ist dies die dritte Restitution dieser Art. Die Gebeine, die Ende des 19. Jahrhunderts in die Staatlichen Ethnografischen Sammlungen Sachsens (SES) gelangten, stammen aus der Zeit des Kolonialismus und wurden durch Grabraub und gewaltsame Konflikte entwendet, so die Zeit Online am 17. November 2022.
Die Rückführung ist ein wichtiger Bestandteil der Dekolonialisierung der sächsischen ethnologischen Museen. Bereits 2019 wurden die Überreste von 83 Menschen nach Australien zurückgeführt. Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) unterstrich laut „Monopol Magazin“ die Bedeutung dieses Aktes für die Versöhnung und das gegenseitige Verständnis. Die Aufbewahrung von Verstorbenen als Museumsobjekte sei beschämend.
Auch der australische Botschafter Philip Green hob die Wichtigkeit der Repatriierung für die australische Regierung hervor, die aktiv an der Rückholung von über 1.600 Ahnen aus neun Ländern arbeitet, darunter etwa 100 aus deutschen Sammlungen. Diese Bemühungen werden von allen 16 Bundesländern und der Bundesregierung unterstützt, berichtete der Medienservice Sachsen am 18. November 2022.
Rowena Welsh, Vertreterin der indigenen Gemeinschaften, begrüßte die Rückführung und betonte die Notwendigkeit der traditionellen Bestattung der Vorfahren in ihrer Heimat. Die Bedeutung solcher Rückführungen für die indigene Bevölkerung wurde auch von einem Ältesten der Ngarrindjeri-Gemeinde hervorgehoben, wie die Deutsche Welle am 30. November 2019 im Zusammenhang mit der Rückgabe der Überreste von 45 australischen Ureinwohnern berichtete.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz restituierte am 5. Dezember 2024 ebenfalls menschliche Überreste aus der Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin an Australien, wie die Zeit Online berichtet. In einer Trauerzeremonie wurden die Gebeine von drei Verstorbenen, die um 1880 nach Berlin gelangten, sowie zwei weitere Ahnen aus dem Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg an die australische Botschaft übergeben.
Die Rückgabe der sterblichen Überreste stellt einen bedeutenden Schritt in der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit dar und ist ein Zeichen des Respekts gegenüber den indigenen Gemeinschaften Australiens. Der Tagesspiegel vom 5. Dezember 2024 setzte die Rückgabe in den Kontext der fortschreitenden Auseinandersetzung Deutschlands mit seiner Kolonialgeschichte.