21.10.2024
Rückgabe von Kunstwerken an Erben jüdischen Kunsthändlers

NS-Verfolgung: Stiftung gibt Gemälde von jüdischem Kunsthändler zurück

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin hat fünf Kunstwerke an die Erben des jüdischen Kunsthändlers Franz Zatzenstein-Matthiesen zurückgegeben. Ein weiteres Gemälde aus dem Besitz des Galeristen verbleibt im Besitz der Berliner Gemäldegalerie, wie die Stiftung mitteilte. An die Nachfahren gehe unter anderem ein Werk des flämischen Malers Anton van Dyck (1599-1641). Die Werke gelten als Kulturgüter, die im Zusammenhang mit der NS-Verfolgung entzogen wurden. Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, floh Zatzenstein-Matthiesen nach einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo im Jahr 1933 in die Schweiz und führte die Galerie von dort aus zunächst weiter.

Restschulden durch Einzug von Gemälden beglichen

Der Kunsthändler hatte in den 1920er Jahren einen Kredit für seine Galerie aufgenommen, konnte bis 1932 aber nur einen Teil der Schulden zurückzahlen. Die Restschulden seien zwei Jahre später durch die Übereignung von elf Gemälden aus dem Warenbestand der Galerie getilgt worden. Sie gingen über den Preußischen Staat an die Staatlichen Museen zu Berlin. „Sechs von ihnen wurden im Zuge der Recherchen in der Gemäldegalerie identifiziert, die übrigen sind entweder Kriegsverlust oder wurden bereits in den 1930er Jahren weiterveräußert.“, so die Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Die Schulden hätte Zatzenstein-Matthiesen nach Angaben der Stiftung auch ohne die Verfolgung tilgen müssen. Allerdings wäre die Tilgung wahrscheinlich anders erfolgt, wenn der jüdische Kunsthändler nicht hätte fliehen müssen.

Die Rückgabe von Kunstwerken, die während der NS-Zeit entzogen wurden, ist ein wichtiger Schritt zur Wiedergutmachung des erlittenen Unrechts. Die Provenienzforschung, also die Erforschung der Herkunft von Kunstwerken, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie ermöglicht es, die Geschichte der Objekte zu rekonstruieren und die rechtmäßigen Eigentümer zu ermitteln. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat sich der Aufgabe der Provenienzforschung verpflichtet und arbeitet kontinuierlich daran, NS-Raubgut zu identifizieren und zu restituieren.

Die Rückgabe der fünf Gemälde an die Erben von Franz Zatzenstein-Matthiesen ist ein Zeichen der späten Gerechtigkeit und ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Sie zeigt, dass die deutsche Gesellschaft bereit ist, sich ihrer historischen Verantwortung zu stellen und das erlittene Unrecht wiedergutzumachen.

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