September 8, 2024
Rückgang des Interesses an nachhaltigen Geldanlagen in Deutschland

Sparen: Umfrage zeigt gesunkenes Interesse an nachhaltiger Geldanlage

Nachhaltige Geldanlagen haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, doch eine aktuelle Umfrage zeigt, dass das Interesse der Deutschen an diesen Finanzprodukten gesunken ist. Laut einer repräsentativen Studie des Vergleichsportals Verivox haben sich die Einstellungen der Verbraucher gegenüber nachhaltigen Geldanlagen verändert. Während im Jahr 2022 noch 79 Prozent der Befragten Interesse an nachhaltigen Geldanlagen zeigten, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 69 Prozent. Dies bedeutet einen Rückgang von 10 Prozentpunkten innerhalb von zwei Jahren.

Aktuelle Trends in der Geldanlage

Die Umfrage, die im Juli 2024 vom Institut Innofact durchgeführt wurde und an der 1.016 Personen teilnahmen, zeigt, dass nur jeder fünfte Befragte tatsächlich in nachhaltige Finanzprodukte investiert. Im Jahr 2022 lag dieser Anteil noch bei 24 Prozent. Diese Entwicklung wirft Fragen auf: Was sind die Gründe für das gesunkene Interesse an nachhaltigen Geldanlagen, und welche Faktoren beeinflussen die Entscheidungen der Anleger?

Einfluss der Nachrichtenlage

Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, führt den Rückgang des Interesses auf die veränderte Nachrichtenlage zurück. Vor zwei Jahren war die gesellschaftliche Debatte stark von Themen geprägt, die mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht wurden. In der heutigen Zeit scheinen diese Themen weniger präsent zu sein, was sich negativ auf das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen auswirkt. Dennoch betont Maier, dass nachhaltige Finanzprodukte mittlerweile keine Nische mehr sind und dass sie in der Finanzwelt als ernstzunehmende Option gelten.

Nachhaltige Geldanlagen im Mainstream

Nachhaltige Geldanlagen sind in der Finanzwelt zu einem bedeutenden Trend geworden. Ursprünglich waren sie vor allem für institutionelle Anleger von Interesse, doch zunehmend rücken auch Privatanleger in den Fokus. Bei nachhaltigen Fonds werden häufig Aktien von Unternehmen ausgeschlossen, die in umweltschädlichen oder ethisch fragwürdigen Branchen tätig sind, wie beispielsweise Kohle, Öl, Tabak oder Waffen. Stattdessen setzen viele Anleger auf die sogenannten „Klassenbesten“ innerhalb einer Branche, um sicherzustellen, dass ihre Investitionen sowohl ökologisch als auch sozial verantwortlich sind.

Rendite versus Nachhaltigkeit

Ein interessanter Aspekt der Umfrage ist die Einstellung der Anleger zur Rendite. Insgesamt 65 Prozent der Befragten, die an nachhaltigen Geldanlagen interessiert sind, geben an, dass sie bereit wären, eine geringere Rendite in Kauf zu nehmen, wenn sie sicher sein können, dass ihr Geld in Projekte und Unternehmen fließt, die strenge Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Im Gegensatz dazu lehnen 28 Prozent der Befragten eine Rendite-Abstrich ab und möchten maximale Renditen erzielen, unabhängig von den Nachhaltigkeitskriterien.

Prioritäten bei nachhaltigen Geldanlagen

Die Umfrage zeigt auch, dass die Prioritäten der Anleger hinsichtlich der Kriterien für nachhaltige Geldanlagen variieren. Die am häufigsten genannte Priorität ist der Verzicht auf ausbeuterische und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, gefolgt von der Ablehnung von Tierversuchen und dem schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen. Investitionen in erneuerbare Energien sind ebenfalls für viele Anleger von großer Bedeutung. Zudem möchten einige Anleger Branchen wie Rüstung und Waffen von ihren Investitionen ausschließen.

Fehlende einheitliche Standards

Ein weiteres Problem, das in der Umfrage angesprochen wird, ist das Fehlen einheitlicher Nachhaltigkeitsstandards. Maier weist darauf hin, dass es zwar verschiedene Siegel zur Orientierung gibt, jedoch keine einheitlichen Kriterien existieren, die für alle nachhaltigen Geldanlagen gelten. Dies führt dazu, dass Anleger genau prüfen müssen, ob ein bestimmtes Anlageprodukt ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird.

Fazit

Die gesunkene Interesse an nachhaltigen Geldanlagen könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter die veränderte gesellschaftliche Debatte und die Wahrnehmung der Anleger. Während nachhaltige Geldanlagen weiterhin ein wichtiges Thema in der Finanzwelt sind, zeigt die Umfrage, dass ein Teil der Bevölkerung möglicherweise weniger bereit ist, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen in Zukunft entwickeln wird, insbesondere vor dem Hintergrund der fortschreitenden Diskussionen über Klimawandel und soziale Verantwortung.

Die Ergebnisse dieser Umfrage verdeutlichen die Notwendigkeit für eine klare Kommunikation und Bildung über nachhaltige Geldanlagen, um das Bewusstsein und das Interesse der Anleger zu fördern.

Quellen: Zeit Online, Tagesspiegel, Kurier, Goslarsche Zeitung

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