Die sächsische Justiz hat seit 2020 119 Juristen mit Berufserfahrung als Proberichter eingestellt. Wie die „Zeit“ am 4. Dezember 2024 berichtete, macht dies gut ein Drittel aller 322 neu eingestellten Proberichter in diesem Zeitraum aus. Diese Juristen wechselten aus verschiedenen Bereichen wie Anwaltskanzleien, Unternehmen, Hochschulen und der öffentlichen Verwaltung in den Justizdienst, so das Justizministerium in Dresden. Der Bedarf an Quereinsteigern ergibt sich vor allem aus der angespannten Personalsituation aufgrund von altersbedingten Abgängen.
Sven Rebehn, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, bestätigte gegenüber der „Deutschen Richterzeitung“ die Attraktivität des Richter- und Staatsanwaltsberufs, welche auch für Quereinsteiger spürbar sei. Gleichzeitig forderte er laut der „Freien Presse“ vom 4. Dezember 2024 die Politik zum Handeln auf, um dem hohen Erledigungsdruck und der systematischen Überlastung in der Justiz, insbesondere bei Strafgerichten und Staatsanwaltschaften, entgegenzuwirken. Rebehn warnte, dass dort häufig zwei Juristen die Arbeit von dreien erledigen müssten.
Die Proberichter sind sowohl bei Staatsanwaltschaften als auch bei Gerichten der ersten Instanz tätig. Die Probezeit dauert in der Regel drei Jahre und neun Monate und wird an zwei verschiedenen Stationen absolviert. Laut Justizministerium kann diese bei vorhandener Berufserfahrung und je nach Wunsch verkürzt werden. In den meisten Fällen führt die Probezeit zur Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit. Anders als beispielsweise im Lehrerberuf sind Quereinsteiger in der Justiz bereits Volljuristen mit abgeschlossenem zweiten Staatsexamen und der Befähigung zum Richteramt.
Seit 2020 haben laut Justizministerium insgesamt 24 Richter und Staatsanwälte die sächsische Justiz verlassen, davon neun allein im Jahr 2024. Als Gründe wurden unter anderem veränderte Lebenspläne, der Wechsel ins sächsische Notariat oder eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule angegeben. Wie der „Stern“ am 4. Dezember 2024 berichtete, konnte die Justiz bundesweit in den letzten fünf Jahren mindestens 670 Quereinsteiger gewinnen. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen, da nicht alle Bundesländer eine separate Statistik führen. Mit 170 Quereinsteigern verzeichnete Berlin die höchste Zahl.
Quellen:
- Zeit Online: 119 Quereinsteiger seit 2020 bei Sachsens Justiz
- Freie Presse: 119 Quereinsteiger seit 2020 bei Sachsens Justiz
- Stern: Personal für die Justiz: 119 Quereinsteiger seit 2020 bei Sachsens Justiz
- Süddeutsche Zeitung: Personal für die Justiz: 119 Quereinsteiger seit 2020 bei Sachsens Justiz
- Stern: Von der Kanzlei ins Gericht – Quereinsteiger bei der Justiz
- Süddeutsche Zeitung: Von der Kanzlei ins Gericht - 170 Quereinsteiger bei Justiz