September 18, 2024
Sanierung bei Varta: Fortschritte und Herausforderungen im Umstrukturierungsprozess

Batteriekonzern: Varta-Chef: Weitere Einigung in Sanierungsverfahren

Das Sanierungsverfahren beim angeschlagenen Batteriekonzern Varta hat eine weitere Hürde genommen. Der Konzernchef Michael Ostermann erklärte, dass nach langen Verhandlungen eine Lösung mit den Schuldscheindarlehensgebern gefunden wurde. Er rechnet damit, dass die Gruppe dem Sanierungskonzept mehrheitlich zustimmen wird, was ein deutlich schnelleres und einfacheres Verfahren ermöglichen soll.

Laut Ostermann stehen fast alle von der Sanierung betroffenen Gruppen hinter dem Mitte August verkündeten Konzept, mit Ausnahme der Kleinaktionäre. Diese Entwicklung überrascht nicht, da den Kleinaktionären der Totalverlust ihrer Investitionen droht. Anlegerschützer haben bereits Widerstand angekündigt, jedoch können ihre Interessen in dem Verfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) möglicherweise ausgehebelt werden.

Schuldenschnitt und frisches Geld

Das Sanierungskonzept sieht im Wesentlichen einen Schuldenschnitt und die Verlängerung von Krediten vor. Die Verbindlichkeiten des Konzerns, die fast eine halbe Milliarde Euro betragen, sollen auf rund 230 Millionen Euro verringert werden. Dies bedeutet, dass der Schuldenschnitt um 30 Millionen Euro geringer ausfällt als ursprünglich im August geplant. Frisches Kapital soll unter anderem durch den Einstieg des Sportwagenherstellers Porsche sowie durch Darlehen der Gläubiger bereitgestellt werden.

Sanierungsplan soll im Oktober eingereicht werden

Der Zeitplan für die Einreichung des Sanierungsplans nimmt ebenfalls Gestalt an. Nach Zustimmung aller notwendigen Parteien soll der Restrukturierungsplan in der ersten Oktoberwoche, spätestens jedoch Mitte Oktober, beim zuständigen Sanierungsgericht eingereicht werden. Ostermann äußerte die Hoffnung, dass das Verfahren bis Ende des Jahres abgeschlossen sein könnte, spätestens jedoch bis Ende Januar.

Wenn alles nach Plan verläuft, soll das Sanierungskonzept die Finanzierung der Varta AG bis Ende 2027 sichern. Im Zuge der Sanierung sind auch Stellenstreichungen in der Verwaltung vorgesehen. Varta hatte das vorinsolvenzliche Verfahren im Juli angemeldet, was zu einem dramatischen Rückgang des Aktienkurses führte. Derzeit beschäftigt das Unternehmen in Ellwangen rund 4.000 Mitarbeiter.

Langfristige Krise des Unternehmens

Der Batteriekonzern befindet sich bereits seit einiger Zeit in einer Krise, die durch schwankende Geschäfte und eine unzureichende Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, beispielsweise für Kopfhörer, verschärft wurde. Zudem sieht sich Varta einer zunehmenden Billigkonkurrenz aus China gegenüber. Ein weiterer Rückschlag war ein Hackerangriff im Februar, der die Computersysteme des Unternehmens lahmlegte und die Produktion für mehrere Wochen beeinträchtigte. Auch Managementfehler werden als mögliche Ursachen für die aktuelle Lage diskutiert.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 erzielte Varta einen Umsatz von rund 554 Millionen Euro. Aktuellere Geschäftszahlen sind aufgrund des Hackerangriffs nicht verfügbar. Der Geschäftsbericht für das Jahr 2023 wird Ende Oktober erwartet, während die Angaben zum ersten Quartal 2024 im November veröffentlicht werden sollen.

Die Entwicklungen bei Varta sind Teil eines größeren Trends in der Batterieindustrie, der durch technologische Innovationen und einen zunehmenden Wettbewerb geprägt ist. Die Bemühungen des Unternehmens, sich durch ein Sanierungsverfahren neu aufzustellen, könnten entscheidend für seine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit sein.

Die Varta AG hat in der Vergangenheit eine Schlüsselrolle in der Batterieproduktion gespielt und könnte durch strategische Partnerschaften und Investitionen in neue Technologien möglicherweise wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob das Unternehmen diese Herausforderungen meistern kann.

© dpa-infocom

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