Die Präsenz von Smartphones im Alltag von Jugendlichen ist unbestreitbar. Wie die Postbank Jugend-Digitalstudie im letzten Jahr aufzeigte, verbringen Jugendliche in Deutschland durchschnittlich 36,9 Stunden pro Woche mit ihren Smartphones. Das entspricht mehr als fünf Stunden täglich. Diese intensive Nutzung führt zu Diskussionen über die Auswirkungen von Handys, insbesondere im schulischen Kontext. Während Befürworter in Smartphones ein wertvolles Werkzeug für den Unterricht sehen, betonen Kritiker die potenziellen Gefahren für die Konzentration und die mentale Gesundheit der Schüler.
Ein zentrales Argument gegen die Nutzung von Handys in der Schule ist ihr Ablenkungspotenzial. Wie eine Studie der amerikanischen Non-Profit-Organisation Common Sense Media aus dem Jahr 2022 ergab, erhält die Hälfte der 11- bis 17-Jährigen mindestens 237 Benachrichtigungen pro Tag, davon 23 Prozent während der Schulzeit. Diese ständigen Unterbrechungen können die Konzentration der Schüler erheblich beeinträchtigen und den Lernerfolg mindern. Befürworter der Handynutzung im Unterricht argumentieren hingegen, dass ein Verbot die Geräte nur noch attraktiver mache und die heimliche Nutzung fördere. Sie sehen in der Integration von Smartphones in den Unterricht eine Chance, die Schüler an die digitale Welt heranzuführen und Medienkompetenz zu vermitteln.
Die Studienlage zu den Auswirkungen von Handyverboten an Schulen liefert kein eindeutiges Bild. Eine englische Studie aus dem Jahr 2016 stellte fest, dass sich die schulischen Leistungen an weiterführenden Schulen mit Handyverbot verbesserten, insbesondere bei leistungsschwachen Schülern. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2019 konnte diesen Effekt jedoch nicht bestätigen. Die Forscher führten dies auf die bereits fortgeschrittene Digitalisierung des Unterrichts in Schweden zurück. Auch die PISA-Studie 2022, die Daten zur Handynutzung von 15-Jährigen in Deutschland erhob, zeigt ein uneinheitliches Bild. Während 40 Prozent der Schüler angaben, ihr Handy in der Schule überhaupt nicht zu benutzen, nutzten es 14 Prozent mehr als zwei Stunden täglich.
Die PISA-Studie 2022 deutet darauf hin, dass nicht unbedingt das Handy selbst, sondern der Druck, ständig erreichbar zu sein, eine Belastung für die Schüler darstellt. Jeder dritte Jugendliche gab an, nervös zu werden, wenn das Handy nicht in Reichweite ist. Dieser soziale Druck kann sich negativ auf die Konzentration und das Wohlbefinden der Schüler auswirken. Interessanterweise schnitten Schüler, die ihre Benachrichtigungen im Unterricht immer ausschalteten, in der PISA-Studie im Schnitt um 19 Punkte besser ab als der Durchschnitt. Dies entspricht in etwa dem Lernfortschritt eines halben Schuljahres.
Die Frage, ob Handys an Schulen mehr schaden oder nutzen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es ist ein differenzierter Blick auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler, die jeweilige Unterrichtssituation und die technischen Möglichkeiten der Schule erforderlich. Statt ein generelles Verbot auszusprechen, sollten Schulen klare Regeln für die Handynutzung aufstellen und gleichzeitig die Medienkompetenz der Schüler fördern. Nur so kann es gelingen, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen, ohne die Konzentration und das Wohlbefinden der Schüler zu gefährden.
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