Die Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland sollte den Schwarzmarkt eigentlich ausdörren. Doch die Realität sieht anders aus: Kriminelle Banden und unehrliche Mediziner profitieren von der Situation, während die legale Versorgung der Konsumenten ins Stocken gerät. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (F.A.S.).
Statt einer Trendwende in der Drogenpolitik, wie es die Ampelregierung versprochen hatte, ist die Nachfrage nach Marihuana und Haschisch gestiegen. Nach Schätzungen liegt der jährliche Konsum in Deutschland bei 400 Tonnen, so Dirk Peglow, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Die legale Produktion durch Eigenanbau und Anbauvereinigungen kann diese Nachfrage bei weitem nicht decken.
Die Folge: Der Schwarzmarkt boomt. „Das ist der einzige Schluss, den man aus der auch von unseren ortskundigen Kollegen festgestellten deutlich erhöhten Nachfrage ziehen kann“, sagt Markus Robert, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen, gegenüber der F.A.S..
Die Polizei steht der Situation machtlos gegenüber. In Frankfurt am Main, einer Stadt mit einer der größten Drogenszenen Deutschlands, sind Kontrollen und Razzien wirkungslos. Dealer haben in der Regel weniger als die erlaubten 25 Gramm Cannabis bei sich und können so nicht strafrechtlich verfolgt werden.
„Die Dealer lachen uns bei Kontrollen aus“, berichten Beamte frustriert. Der Frankfurter Polizeipräsident Stefan Müller beklagt, dass die Bundesregierung der Polizei mit der begrenzten Freigabe von Cannabis „keinen Gefallen getan“, sondern „ein Konjunkturprogramm für die organisierte Kriminalität“ aufgelegt habe, so die F.A.S..
Auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht die Legalisierung kritisch. Die fehlenden legalen Strukturen und die gestiegene Nachfrage seien ein gefundenes Fressen für Drogenbanden. „Sie nehmen die neuen Kunden mit Kusshand. Und dadurch wird der ohnehin schon heftig umkämpfte Drogenmarkt noch umkämpfter“, so Reul gegenüber der F.A.S..
Besonders besorgniserregend ist die Situation in Nordrhein-Westfalen, wo es bereits zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen deutschen und niederländischen Drogenbanden gekommen ist. Der BDK-Bundesvorsitzende Peglow befürchtet, dass sich diese Bandenkriege auch auf andere Bundesländer ausweiten könnten.
Ein weiteres Problem ist der zunehmende Missbrauch von medizinischem Cannabis. Peter Cremer-Schaeffer, Leiter der Bundesopiumstelle, warnt im „Ärzteblatt“ vor Auffälligkeiten beim Patientenmuster. So deutet der hohe Anteil junger Männer, die Privatrezepte für Cannabisblüten einlösen, darauf hin, dass die Droge nicht immer zu medizinischen Zwecken verwendet wird.
Die Legalisierung von Cannabis hat in Deutschland also nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt. Der Schwarzmarkt floriert, die Polizei ist machtlos und der Missbrauch von medizinischem Cannabis nimmt zu. Ob die angekündigten Modellprojekte mit lizenzierten Verkaufsstellen die Situation verbessern können, bleibt abzuwarten.
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