19.10.2024
Jakobskreuzkraut: Eine wachsende Herausforderung für Flora und Fauna

Natur: Das gelbe Gift: Jakobskreuzkraut auf dem Vormarsch

Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea), eine auffällige, gelb blühende Pflanze, verbreitet sich in Deutschland immer mehr und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die heimische Flora und Fauna dar. Diese Pflanze ist nicht nur für ihre Schönheit bekannt, sondern auch für ihre hohe Giftigkeit, die insbesondere für Nutztiere wie Pferde und Rinder gefährlich sein kann. In diesem Artikel werden die Ursachen für die Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts, die Risiken, die es mit sich bringt, sowie mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Pflanze näher beleuchtet.

Biologie und Verbreitung des Jakobskreuzkrauts

Jakobskreuzkraut ist eine zweijährige Pflanze, die bis zu einem Meter hoch werden kann. Im ersten Jahr bildet sie eine Rosette aus Blättern, bevor sie im zweiten Jahr blüht. Die gelben Blüten erscheinen von Juni bis September und sind für viele Insekten, insbesondere Bienen, eine wichtige Nahrungsquelle. Trotz ihrer Rolle im Ökosystem ist die Pflanze wegen des in ihr enthaltenen Pyrrolizidinalkaloids hochgiftig. Dieses Alkaloid kann bereits in geringen Mengen zu schweren Leberschäden bei Tieren führen.

Die Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts erfolgt vor allem durch Samen, die durch Wind und Wasser verbreitet werden. Zudem können die Samen an Kleidung, Schuhen oder im Futter von Tieren transportiert werden. In den letzten Jahren hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen einen deutlichen Anstieg der Vorkommen von Jakobskreuzkraut in der Region festgestellt. Ein Sprecher der Kammer berichtete: „Es schießt überall wie Pilze aus dem Boden.“ Diese alarmierende Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern auch auf die Tierhaltung.

Gefahren für Nutztiere

Die Giftigkeit des Jakobskreuzkrauts stellt eine besondere Gefahr für Weidetiere dar. Während Pferde und Rinder die Pflanze in der Regel meiden, wenn genügend alternative Futtermittel vorhanden sind, verändert sich dies, wenn das Kraut getrocknet wird. In diesem Zustand verliert es seinen bitteren Geschmack, was dazu führt, dass Tiere versehentlich die giftigen Pflanzenteile aufnehmen. Laut der Landwirtschaftskammer kann der Verzehr von Jakobskreuzkraut bereits in kleinen Mengen zu schweren gesundheitlichen Problemen führen, einschließlich Leberschäden und im schlimmsten Fall sogar zum Tod.

Um das Risiko für Nutztiere zu minimieren, wurde vom niedersächsischen Landwirtschaftsministerium empfohlen, Heu, das Jakobskreuzkraut enthält, nicht als Futter zu verwenden. Dies betrifft sowohl Heimtiere als auch Nutztiere. Die Kontrolle und Bekämpfung des Krauts auf Weiden wird als schwierig erachtet, was zu einem Anstieg der Besorgnis unter den Tierhaltern führt.

Reaktionen und Maßnahmen der Tierhalter

In Reaktion auf die zunehmende Bedrohung durch das Jakobskreuzkraut haben einige Pferdehalter bereits Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung der Pflanze zu bekämpfen. Martina Gerndt von der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland hat eine Challenge ins Leben gerufen, bei der die Teilnehmer versuchen, das meiste Jakobskreuzkraut von ihren Weiden und Wiesen zu entfernen. Im vergangenen Jahr wurden dabei 2,5 Tonnen der Pflanze entfernt, und Gerndt rechnet damit, dass diese Menge in diesem Jahr „bei weitem“ überschritten wird.

Ein weiterer Vorschlag zur Bekämpfung des Jakobskreuzkrauts ist die Einführung von sogenannten Bannmeilen, die einen Abstand von 100 Metern um Pferdekoppeln und Mähwiesen vorsehen. Dies würde helfen, die Ausbreitung des Krauts einzudämmen. Das Landwirtschaftsministerium hat jedoch eine solche Maßnahme abgelehnt und verweist stattdessen auf die Eigenverantwortung der Landwirte und Tierhalter.

Eigenverantwortung und empfohlene vorbeugende Maßnahmen

Das Landwirtschaftsministerium hat betont, dass die Landwirte in der Verantwortung stehen, ihre Flächen regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen. Dazu gehört die Pflege der Grasnarbe, um diese dicht und geschlossen zu halten. Bei höheren Pflanzendichten wird empfohlen, die Flächen vor der Blüte zu mähen oder zu mulchen. Sollte dies nicht ausreichen, kann der Einsatz von Herbiziden durch sachkundige Personen in Betracht gezogen werden.

Einige Organisationen, wie der Naturschutzbund Niedersachsen (NABU), haben darauf hingewiesen, dass die wenigsten Landwirte tatsächlich von Jakobskreuzkraut betroffen sind. Mit den in der konventionellen Landwirtschaft üblichen Mitteln der Grünlandbewirtschaftung habe das Jakobskreuzkraut auf konventionell bewirtschafteten Dauerweiden und Mähwiesen keine Chance, so eine Sprecherin des NABU.

Fazit und Ausblick

Das Jakobskreuzkraut stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Landwirtschaft und insbesondere für die Tierhaltung dar. Die Ausbreitung dieser Pflanze in Deutschland, besonders in Norddeutschland, sorgt für Besorgnis unter Landwirten und Tierhaltern. Es ist wichtig, dass sowohl die heimische Flora als auch die Gesundheit der Nutztiere geschützt werden. Die Verantwortung liegt sowohl bei den Landwirten als auch bei den Behörden, geeignete Maßnahmen zur Bekämpfung der Pflanze zu ergreifen.

In Anbetracht der fortschreitenden Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts ist ein kontinuierliches Monitoring und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Gefahren dieser Pflanze von großer Bedeutung. Nur durch gemeinsames Handeln kann die Verbreitung des Jakobskreuzkrauts eingedämmt und die Sicherheit von Nutz- und Haustieren gewährleistet werden.

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