Der Dokumentarfilm „Trog“, der am 30. August 2024 in die Kinos kommt, beleuchtet die komplexe Geschichte einer österreichischen Familie, die in einem alten Bauernhaus in Goldegg lebte. Die Regisseurin Gabriele Hochleitner hat sich intensiv mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt und lässt elf der ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses zurückkehren, um ihre Erinnerungen und Erlebnisse zu teilen. Diese Rückkehr wird zu einer emotionalen Reise in die Vergangenheit, die sowohl schöne als auch schmerzhafte Erinnerungen ans Licht bringt.
Das Bauernhaus „Trog“ fungiert nicht nur als Kulisse, sondern wird zum zentralen Charakter des Films. Es ist ein Ort, der von den Tragödien des Zweiten Weltkriegs und den Nachwirkungen des Nationalsozialismus geprägt ist. In den Gesprächen mit den Protagonisten wird deutlich, wie stark die Erlebnisse der Vergangenheit das Leben der heutigen Generation beeinflussen. Die Erinnerungen an Kindheit, Verlust und familiäre Konflikte werden in den leeren Räumen des Hauses lebendig.
Ein zentraler Punkt im Film ist die Figur der Theresia, der Mutter von insgesamt 16 Kindern, von denen 14 überlebten. Theresia erlebte während der NS-Zeit unvorstellbares Leid, als ihr erster Mann als Deserteur hingerichtet wurde und sie selbst ins Konzentrationslager deportiert wurde. Trotz dieser traumatischen Erfahrungen gelang es ihr, die Familie zusammenzuhalten und für ihre Kinder da zu sein. Ihre Stärke und Resilienz werden von den Familienmitgliedern immer wieder hervorgehoben, was den Film zu einem bewegenden Porträt einer Frau macht, die in schwierigen Zeiten eine tragende Rolle spielte.
Der Film thematisiert nicht nur die Schrecken des Nationalsozialismus, sondern auch den Missbrauch innerhalb der Familie. Ein offenes Geheimnis, das lange Zeit unerwähnt blieb, wird angesprochen: Theresias Ehemann hatte mit seiner Stieftochter ein Kind gezeugt. Diese dunklen Kapitel der Familiengeschichte werfen einen Schatten auf die Erinnerungen und zeigen, wie tief die Narben der Vergangenheit reichen. Die Protagonisten berichten offen über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen, die mit der Aufarbeitung dieser Themen verbunden sind.
Gabriele Hochleitner gelingt es, die Geschichten ihrer Verwandten auf eine respektvolle und einfühlsame Weise zu erzählen. Die Interviews sind intim und authentisch, und die Regisseurin schafft es, eine Atmosphäre des Vertrauens zu erzeugen, in der die Protagonisten ihre Erinnerungen teilen können. Die ruhigen, leisen Bilder des Films unterstützen die emotionale Tiefe der Erzählungen und laden das Publikum ein, sich mit den komplexen Themen der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
„Trog“ ist nicht nur ein Dokumentarfilm über eine Familie, sondern auch ein Beitrag zur kollektiven Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus und die damit verbundenen Traumata. Der Film regt zur Reflexion über die eigene Familiengeschichte an und zeigt, wie wichtig es ist, über schmerzliche Erinnerungen zu sprechen, um Heilung zu ermöglichen. Die Protagonisten schildern, wie das Teilen ihrer Geschichten ihnen geholfen hat, die Vergangenheit zu verarbeiten und einen Weg zur Versöhnung zu finden.
Der Dokumentarfilm „Trog“ ist ein eindringliches und bewegendes Werk, das die Zuschauer dazu einlädt, sich mit den dunklen Kapiteln der Geschichte auseinanderzusetzen. Gabriele Hochleitner gelingt es, die Geschichten ihrer Familie auf eine respektvolle und einfühlsame Weise zu erzählen, und schafft damit ein Dokument, das weit über die persönlichen Schicksale hinausweist. Der Film ist ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und zur Aufarbeitung der Vergangenheit.
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