Die skandinavischen Länder rüsten ihre Bevölkerung angesichts der aktuellen Sicherheitslage in Europa zunehmend für Krisensituationen, einschließlich eines möglichen Krieges, aus. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, wird derzeit in schwedischen Haushalten eine aktualisierte Broschüre mit dem Titel „Wenn eine Krise oder ein Krieg kommt“ verteilt. Diese Broschüre enthält Handlungsempfehlungen für den Kriegsfall, Informationen zu notwendigen Vorräten und Tipps zum Umgang mit Desinformation. Die darin enthaltene Aussage „Wenn Schweden angegriffen wird, werden wir uns niemals ergeben“ unterstreicht die schwedische Entschlossenheit.
Auch andere nordische Länder haben ähnliche Initiativen gestartet. Norwegen und Dänemark haben vergleichbare Broschüren veröffentlicht, und Finnland, das als Vorreiter in der Krisenvorsorge gilt, hat seine Bevölkerungsempfehlungen aktualisiert. Die F.A.S. hebt hervor, dass der Zivilschutz in Skandinavien einen hohen Stellenwert einnimmt und neben der Stärkung des Militärs als wichtiger Bestandteil der Landesverteidigung betrachtet wird.
Für Schweden stellt diese Entwicklung einen Wendepunkt dar. Die F.A.S. erläutert, dass die Entwicklung der schwedischen Verteidigungsbereitschaft Parallelen zur deutschen aufweist. Während des Kalten Krieges investierte Schweden massiv in Militär und Zivilschutz. Nach dem Ende der Sowjetunion wurden diese Anstrengungen jedoch reduziert. Erst die Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 führte zu einem Umdenken, wie Marika Ericson, Juristin an der Schwedischen Verteidigungshochschule in Stockholm, gegenüber der F.A.S. erklärt. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht im Jahr 2018 und der russische Angriff auf die Ukraine haben die Bemühungen im Zivilschutz weiter intensiviert.
Der Express berichtet ebenfalls über die Informationskampagnen in Schweden und Finnland. Die schwedische Broschüre informiert demnach nicht nur über das Verhalten im Kriegsfall, sondern auch über die Vorbereitung auf Naturkatastrophen und Cyberangriffe. Sie ist in mehreren Sprachen verfügbar, darunter Ukrainisch, Arabisch und Farsi. Finnland bietet ähnliche Informationen auf einer eigens eingerichteten Website an. Beide Länder betonen die Bedeutung von Eigenverantwortung und Resilienz in Anbetracht der aktuellen geopolitischen Lage.
Auch bigFM greift das Thema der Broschüren und deren Inhalte auf. Die Bürger werden dazu angehalten, Vorräte für mindestens eine Woche anzulegen, darunter Wasser, haltbare Lebensmittel und Bargeld. Die Broschüre gibt außerdem Hinweise zum Verhalten bei Luftangriffen und zur Evakuierung. Finnland setzt auf eine digitale Informationskampagne mit einer Website, die vergleichbare Informationen bereitstellt.
Focus online zitiert die schwedische Broschüre und gibt konkrete Tipps zur Krisenvorsorge, wie das Einfrieren von Wasserflaschen als Kühlakkus und das Bereithalten von Bargeld. Der Nordeuropa-Experte Tobias Etzold erklärt gegenüber Focus online, dass die Bevölkerung in Skandinavien solche Hinweise positiv aufnimmt und großes Vertrauen in den Staat hat. Er sieht in den skandinavischen Ländern eine andere sicherheitspolitische Mentalität als in Deutschland, wo die Bedrohung oft als weniger unmittelbar wahrgenommen werde.
Der Tagesspiegel berichtet ebenfalls über die Informationskampagnen und betont die Symbolik der schwedischen Broschüre, in der starke Frauen im Vordergrund stehen. Der Artikel erwähnt auch Kritik an der schwedischen Zivilschutzbehörde, ohne diese jedoch näher zu spezifizieren.
Euractiv berichtet über die Appelle hochrangiger schwedischer Sicherheitsbeamter an die Bevölkerung, sich auf einen möglichen Krieg vorzubereiten. Sowohl Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin als auch der Oberbefehlshaber Micael Bydén unterstrichen die Notwendigkeit einer erhöhten Widerstandsfähigkeit der Zivilbevölkerung. Bydén verwies auf die Stärkung der schwedischen Verteidigungsfähigkeit in den letzten Jahren und die Bedeutung des NATO-Beitritts.
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