Nach 13 Jahren unrechtmäßiger Haft im sogenannten „Badewannen-Mord“-Fall fordert Manfred Genditzki vom Freistaat Bayern 750.000 Euro Schmerzensgeld. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wurde die Klage mit dieser Forderungssumme beim Landgericht München I eingereicht (Az. 15 O 4348/24). Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bestätigte den Klageeingang und die geforderte Summe durch die Gerichtssprecherin. Genditzki war 2010 und 2012 für den Tod einer Seniorin in Rottach-Egern verurteilt worden, bevor ihn das gleiche Gericht im Juli 2023 im Wiederaufnahmeverfahren freisprach.
Genditzkis Klage basiert laut Süddeutscher Zeitung auf Amtshaftungsansprüchen (§ 839 BGB und Artikel 34 Grundgesetz). Seine Anwältin, Regina Rick, übt scharfe Kritik am Freistaat Bayern. Dieser behaupte, keine Fehler begangen zu haben, erklärte sie gegenüber der dpa. Sie frage sich jedoch, wie ein Unschuldiger ins Gefängnis kommen könne, wenn niemand einen Fehler gemacht habe. Ricks Ansicht nach verhöhnt der Freistaat mit seinem Verhalten ein Justizopfer.
Der Fall Genditzki erregte bundesweites Aufsehen. Wie unter anderem der Berliner Kurier berichtet, kämpfte Genditzki jahrelang um die Anerkennung seiner Unschuld. Im Wiederaufnahmeverfahren plädierte sogar die Staatsanwaltschaft für Freispruch. Richterin Elisabeth Ehrl begründete das Urteil mit einer „Kumulation von Fehlleistungen“ von Ermittlungsbehörden und Justiz.
Genditzki erhielt bereits eine Haftentschädigung von 368.700 Euro, berechnet nach dem Strafverfolgungsentschädigungsgesetz (StrEG) mit einem Tagessatz von 75 Euro für die 4916 Tage Haft, wie diverse Medien, darunter web.de, berichten. BR24 meldete bereits damals, dass Genditzki und seine Anwältin diese Summe als unzureichend betrachten und weitere Wiedergutmachung anstreben würden.
BILD zufolge war Genditzki Hausmeister in der Wohnanlage des Opfers und unterstützte sie im Alltag. Nach dem Fund der Leiche in der Badewanne geriet er unter Verdacht. Zwei Prozesse und eine gescheiterte Revision später verbrachte er 13,5 Jahre im Gefängnis. Neue Gutachten führten zum Wiederaufnahmeverfahren und letztlich zum Freispruch. Der Fall weist Parallelen zum Fall Gustl Mollath auf, der ebenfalls den Freistaat Bayern auf Schadenersatz verklagte, nachdem er sieben Jahre unrechtmäßig in der Psychiatrie untergebracht war, wie unter anderem die Welt berichtet.
Quellen:
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/bayern/rottach-egern-landgericht-muenchen-i-badewannen-mord-prozesse-justizopfer-manfred-genditzki-wiedergutmachung-lux.PpmcuGiCwLjsZnPimLHjSd - Spiegel Online: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/muenchen-justizopfer-verklagt-bayern-auf-750-000-euro-nach-freispruch-im-badewannenmord-prozess-a-66b931aa-a5a9-47bc-b7fd-3fac47902735 - web.de: https://web.de/magazine/panorama/750000-euro-justizopfer-genditzki-verklagt-bayern-40391700 - Welt: https://www.welt.de/vermischtes/article254682014/Badewannen-Mord-14-Jahre-sind-weg-Justizopfer-verklagt-Freistaat-Bayern-auf-750-000-Euro.html - BR24: https://www.tagesschau.de/inland/regional/bayern/br-badewannen-mord-justizopfer-manfred-genditzki-verklagt-bayern-102.html - RND: https://www.rnd.de/panorama/badewannen-mord-justizopfer-manfred-genditzki-verklagt-bayern-auf-750-000-euro-QKUVEUV3ARP2XDYCFC6MT45J2I.html - BILD: https://www.bild.de/regional/muenchen/badewannen-mord-13-5-jahre-unschuldig-im-knast-er-will-750-000-euro-6746b74264c51072bc21bb2c - Berliner Kurier: https://www.berliner-kurier.de/panorama/badewannen-mord-justizopfer-verklagt-bayern-auf-750000-euro-li.2276013 - BR: https://www.br.de/nachrichten/meldung/justizopfer-genditzki-verklagt-bayern-auf-750000-euro,3006db734