Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat in den USA einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 gestellt. Wie das Unternehmen am Donnerstagabend bekannt gab, dient dieser Schritt dazu, die Finanzen zu restrukturieren und den Geschäftsbetrieb an die aktuellen Marktbedingungen anzupassen. Wie die F.A.Z. berichtet, soll der Antrag Northvolt neue Wachstumsperspektiven eröffnen und gleichzeitig vor Gläubigerforderungen schützen (F.A.Z., 21.11.2024). Das Unternehmen ringt seit längerem mit finanziellen Schwierigkeiten, wie unter anderem auch manager magazin bereits berichtete (manager magazin, 15.11.2024).
Im Zuge des Insolvenzantrags erhält Northvolt Zugang zu neuen Finanzierungsquellen. Scania, eine Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns, stellt 100 Millionen US-Dollar als spezielles Darlehen bereit. Zusätzlich erhält Northvolt von Kreditgebern Zugang zu weiteren 145 Millionen US-Dollar. Wie electrive.net berichtet, hinkt die einzige aktive Zellfabrik des Unternehmens, Northvolt Ett in Schweden, den eigenen Produktionszielen hinterher und hatte mit Qualitätsproblemen zu kämpfen (electrive.net, 21.11.2024). Der Rückzug eines Milliardenauftrags von BMW im Sommer verschärfte die Situation zusätzlich. Die „strategische Überprüfung“ des Unternehmens führte zu Sparmaßnahmen und einem Umbau des Vorstands.
Die deutsche Tochtergesellschaft von Northvolt, die den Bau einer Gigafabrik in Heide (Schleswig-Holstein) plant, ist von dem Insolvenzverfahren nicht direkt betroffen und wird unabhängig finanziert. Wie KN Online berichtet, laufen die Bauarbeiten in Dithmarschen weiter, allerdings verzögert sich der Produktionsstart um bis zu ein Jahr auf die zweite Jahreshälfte 2027 (KN Online, 21.11.2024). Der Standort Heide genießt weiterhin höchste Priorität, so Deutschlandchef Christofer Haux. Die Süddeutsche Zeitung zitiert Haux mit dem optimistischen Ausblick, dass im Falle eines Scheiterns von Northvolt „jemand anderes“ die Batteriefabrik in Heide bauen würde (Süddeutsche Zeitung, 20.10.2024). Die europäische Batteriezellindustrie befinde sich in einer herausfordernden Lage, so Haux, und Northvolt reagiere mit strategischer Neuausrichtung und Effizienzmaßnahmen. Der Insolvenzantrag soll die finanzielle Situation verbessern und neues Kapital einwerben.
Das Chapter-11-Verfahren ermöglicht es Unternehmen, unter Aufsicht eines Konkursrichters den Geschäftsbetrieb fortzuführen und Pläne zur Schuldenrückzahlung zu entwickeln. Gläubiger können währenddessen nicht auf die Vermögenswerte zugreifen. Northvolt galt lange als Hoffnungsträger der europäischen Automobilindustrie im Bereich der Batterieproduktion für E-Autos. Wie Onetz berichtet, hatte die EU-Kommission Fördermittel und Garantien für das Milliarden-Projekt in Heide über 902 Millionen Euro genehmigt. Bund und Land Schleswig-Holstein unterstützen den Bau mit rund 700 Millionen Euro (Onetz, 21.11.2024). Solange die Restrukturierung der Muttergesellschaft andauert, will Northvolt Germany jedoch keine Fördermittel abrufen.
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