September 20, 2024
Zukunft der Deutschen Bahn: Pünktlichkeit im Fokus bis 2027

Bahnchef im Interview: Mehr Pünktlichkeit ab 2025

Die Deutsche Bahn steht vor einer umfassenden Herausforderung. Mit einem Sanierungsprogramm, das bis 2027 umgesetzt werden soll, plant der Konzern, die Pünktlichkeit seiner Fernverkehrszüge erheblich zu steigern. Bahnchef Richard Lutz hat in einem Interview betont, dass das Ziel darin besteht, die Pünktlichkeit auf 75 bis 80 Prozent zu erhöhen, was eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den aktuellen Werten darstellt.

Sanierungsprogramm S3

Das Sanierungsprogramm, das unter dem Namen „S3“ firmiert, zielt darauf ab, die Infrastruktur der Deutschen Bahn grundlegend zu modernisieren. Lutz erklärte, dass die Maßnahmen notwendig seien, um die betriebliche Lage und die wirtschaftliche Situation des Unternehmens zu verbessern. Die Bilanz des ersten Halbjahres 2023, die einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro aufwies, verdeutlicht die Dringlichkeit dieser Maßnahmen.

„Wir müssen die Pünktlichkeit unserer Züge drastisch erhöhen“, so Lutz. Die aktuelle Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr liegt bei etwa 60 Prozent, was als unzureichend angesehen wird. Der Bahnchef betonte, dass die Generalsanierung wichtiger Strecken und die Einführung eines neuen Bausystems, das die Koordination von Bauarbeiten verbessern soll, zentrale Elemente des Sanierungsplans sind.

Finanzielle Herausforderungen

Die Deutsche Bahn hat im Jahr 2023 einen Umsatz von 45,2 Milliarden Euro erzielt, was einen Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Zahlen werfen ein Licht auf die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen das Unternehmen konfrontiert ist. Lutz betonte, dass die Bahn schwarze Zahlen schreiben müsse, und zwar nicht erst in einigen Jahren, sondern so schnell wie möglich.

„Wir müssen die Effizienz steigern und gleichzeitig die Kosten senken“, sagte Lutz. Ein Teil des Plans besteht darin, die Personalkosten zu reduzieren, was möglicherweise zu einem Abbau von bis zu 30.000 Stellen führen könnte. Diese Einsparungen sollen vor allem im Verwaltungsbereich realisiert werden, während im operativen Bereich weiterhin Personal benötigt wird, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Technologische Innovationen

Ein weiterer Aspekt des Sanierungsplans ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um die Störanfälligkeit der Infrastruktur zu verringern. Laut Daniela Gerd tom Markotten, Digitalvorständin der Bahn, wird KI eingesetzt, um Muster zu erkennen und potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren. Dies soll dazu beitragen, die Instandhaltung der Züge und der Strecken zu optimieren.

Langfristige Perspektiven

Die Sanierung der Deutschen Bahn ist nicht nur eine kurzfristige Maßnahme, sondern ein langfristiger Prozess. Die Generalsanierung hochbelasteter Strecken wird bis 2030/2031 andauern. Lutz betonte, dass die Bahn an ihrer Dachstrategie „Starke Schiene“ festhält, die seit 2019 als Leitlinie dient. Die Ziele, die ursprünglich bis 2024 erreicht werden sollten, wurden auf 2027 verschoben, um den Herausforderungen gerecht zu werden.

„Wir müssen uns auf das Notwendige konzentrieren und dort arbeiten, wo wir die größte Wirkung erzielen können“, so Lutz. Die Bahn plant, alle Hochleistungskorridore bis 2027 zu modernisieren und den ETCS-Standard (European Train Control System) einzuführen, um die Effizienz und Sicherheit des Betriebs zu erhöhen.

Fazit

Die Deutsche Bahn steht vor einer entscheidenden Wende. Mit dem Sanierungsprogramm S3 und dem Ziel, die Pünktlichkeit bis 2027 erheblich zu steigern, verfolgt der Konzern einen ambitionierten Plan, um die Herausforderungen der maroden Infrastruktur und der finanziellen Schwierigkeiten zu bewältigen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob diese Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können und ob die Bahn wieder zu einer verlässlichen Mobilitätsoption für die Bürger wird.

Quellen: FAZ, Focus, FR, Stern, BMDV.

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