Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen hat 2024 in Sachsen-Anhalt hohe finanzielle Schäden verursacht. Das Landeskriminalamt (LKA) beziffert den Schaden laut "Magdeburger Volksstimme" auf etwa 868.000 Euro, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 342.000 Euro im Jahr 2022. Auch die AOK Sachsen-Anhalt bestätigt diese Entwicklung und meldet, wie "Die Zeit" berichtet, für die Jahre 2022 und 2023 einen Schaden von rund 820.000 Euro durch Abrechnungsbetrug. Durch Gerichtsverfahren und Vergleiche konnte die Krankenkasse jedoch rund 600.000 Euro zurückfordern.
Die AOK Sachsen-Anhalt bearbeitete in diesem Zeitraum fast 320 Verdachtsfälle, davon wurden 144 abgeschlossen. AOK-Sprecherin Anna-Kristina Mahler betont laut einer Pressemitteilung der AOK Sachsen-Anhalt, dass Betrug und Korruption im Gesundheitswesen den Beitragszahlern Gelder entziehen, die eigentlich für die Versorgung von Kranken und Pflegebedürftigen bestimmt sind. Die meisten Betrugsfälle konzentrieren sich laut AOK auf den Pflegebereich. Häufig werden Leistungen abgerechnet, die nicht erbracht wurden, Zeitangaben manipuliert oder Unterschriften auf leeren Formularen missbräuchlich verwendet. Die "Volksstimme" nennt als Beispiel den Fall eines Pflegedienstes, der über einen längeren Zeitraum Tagespflege für eine Versicherte abrechnete, obwohl diese die Leistung gar nicht in Anspruch genommen hatte.
Auch andere Krankenkassen in Sachsen-Anhalt berichten von ähnlichen Vorfällen. Die IKK Gesund plus, die zweitgrößte Kasse im Land, meldete laut "Volksstimme" für den Zeitraum 2022/2023 Schäden von rund 218.000 Euro und für 2024 bereits 239.500 Euro. Die DAK-Gesundheit, drittgrößte Krankenkasse bundesweit, verzeichnete laut "Volksstimme" im Zeitraum 2022/2023 sogar einen Höchststand an Abrechnungsbetrug mit einem Schaden von 17,6 Millionen Euro. Davon entfielen 45 Prozent der 1500 Fälle auf den Pflegebereich. Besonders betroffen war die häusliche Pflege mit einem Schaden von 4,6 Millionen Euro.
Zur Verbesserung der Strafverfolgung erwägt die Generalstaatsanwaltschaft Sachsen-Anhalt laut "Volksstimme" die Zentralisierung der Ermittlungen zum Abrechnungsbetrug bei der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg. Derzeit fehlt es jedoch an Personal, um diese Pläne umzusetzen. Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt die Idee einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für das Gesundheitswesen, wie sie bereits in Bayern und Brandenburg existiert. Auch die KKH befürwortet laut Mitteldeutscher Zeitung spezialisierte Ermittlungseinheiten für eine effektivere Bearbeitung von Betrugsfällen. Die Aufklärung von angezeigten Betrugsfällen ist laut LKA mit einer Quote von 98,8 Prozent im Jahr 2023 hoch. Für 2024 erwartet das LKA einen Rückgang der Fälle.
Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt bestätigt ebenfalls eine Zunahme von Fällen, bei denen Pflegedienste nicht erbrachte Leistungen abrechnen oder überhöhte Rechnungen stellen. Betroffene scheuen jedoch oft die Konsequenzen und befürchten den Verlust ihres Pflegeplatzes.
Quellen: