22.12.2024
Anstieg der Kinderpornografiefälle Neue Herausforderungen für Ermittlungsbehörden

Zunehmende Verurteilungen wegen Kinderpornografie in Niedersachsen und Deutschland

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sind die Verurteilungen wegen Erwerb, Besitz und Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie in Niedersachsen angestiegen. Das Justizministerium in Hannover zählte im Jahr 2023 insgesamt 394 Verurteilte. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies ein deutlicher Anstieg: 2022 lag die Zahl bei etwa 350, 2020 bei 225. (Zeit Online, 22.12.2024)

Gegenüber der dpa erklärte das Justizministerium, dass auch die Anzahl der zu bearbeitenden Verfahren in den vergangenen Jahren stark zugenommen habe und man mit einem weiteren Anstieg rechne. Die Verfahren seien oft komplex, unter anderem wegen Ermittlungen im Ausland.

Auch bundesweit verzeichnet man steigende Fallzahlen im Bereich Kinder- und Jugendpornografie, wie das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) bestätigt. Im Rahmen der Ermittlungen werden immer größere Datenmengen sichergestellt.

Das LKA Niedersachsen hat verschiedene Softwarelösungen entwickelt, um die Bearbeitung dieser Datenmengen zu beschleunigen. Mithilfe künstlicher Intelligenz sollen die Daten in relevante und irrelevante Kategorien eingeteilt werden. Fabian Thies, KI-Entwickler beim LKA, betont, dass KI zwar keine Fälle lösen könne, aber die Ermittler wesentlich unterstütze. (Zeit Online, 22.12.2024)

Die psychische Belastung für die Ermittler ist immens. Oliver Brockmann, der seit 2017 im LKA mit Kinderpornografie-Delikten befasst ist, sagte gegenüber der dpa: „Man kann sich solches Material nicht den ganzen Tag ansehen. Man braucht Pausen.“ Er betonte, dass er diese Arbeit nicht bis zur Pensionierung machen werde, da sie „etwas mit einem macht“. Als Vater zweier Kinder verhalte er sich auch auf dem Spielplatz anders und achte verstärkt auf das Verhalten anderer. Laut Brockmann gebe es einen Trend zu mehr Videos, kinderpornografisches Material in Bildform sei aber weiterhin präsent. (Zeit Online, 22.12.2024)

Auch die Bayerische Strafverfolgungsstatistik 2022 zeigt einen Anstieg der Verurteilungen wegen Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte um 21,1% gegenüber dem Vorjahr. (Justiz Bayern, 27.11.2023) Im Mai 2024 beschloss der Bundestag eine Anpassung der Mindeststrafen für diese Delikte. (Deutscher Bundestag, 16.05.2024) Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs weist darauf hin, dass die angezeigten Fälle nur die Spitze des Eisbergs darstellen und das Dunkelfeld deutlich größer ist. (Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs)

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