September 6, 2024
Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung: Herausforderungen und gesundheitliche Auswirkungen

Antibiotika-Resistenzen: Institut: Hoher Antibiotika-Einsatz in Masttierhaltung

Der Einsatz von Antibiotika in der Masttierhaltung ist ein Thema von wachsender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Resistenzen, die sowohl Tiere als auch Menschen betreffen können. Laut einem aktuellen Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wurde auch im Jahr 2023 in der Masttierhaltung ein erheblicher Einsatz von Antibiotika verzeichnet. Dies wirft Fragen zur öffentlichen Gesundheit und zur Tierhaltung auf.

Antibiotika in der Masttierhaltung

In der industriellen Tierhaltung werden Antibiotika häufig eingesetzt, um Krankheiten vorzubeugen und die Gesundheit der Tiere zu erhalten. Dies geschieht oft unter Bedingungen, die als nicht artgerecht gelten, was das Risiko von Erkrankungen erhöht. Der BfR-Bericht dokumentiert, dass im Jahr 2023 insgesamt 478 Tonnen antimikrobielle Wirkstoffe in der Tierhaltung verwendet wurden. Besonders kritisch wird der Einsatz von Polypeptidantibiotika betrachtet, da diese in der Humanmedizin von entscheidender Bedeutung sind und daher nur eingeschränkt bei Tieren eingesetzt werden sollten.

Resistenzentwicklung und ihre Folgen

Die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen ist ein ernstes Problem, das durch den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung begünstigt wird. Resistente Bakterien können auf Menschen übertragen werden, was die Behandlung von Infektionen erheblich erschwert. Der BfR-Bericht hebt hervor, dass die Resistenzsituation von E.coli-Bakterien bei Mastschweinen seit 2015 signifikant verbessert wurde, was auf einen Rückgang der Resistenzraten gegenüber bestimmten Antibiotika hinweist. Dennoch bleibt die Situation angespannt, da jährlich Zehntausende Menschen an den Folgen von Antibiotikaresistenzen sterben.

Besondere Herausforderungen bei Saugferkeln

Ein weiterer kritischer Punkt ist der hohe Antibiotikaeinsatz bei Saugferkeln. Diese jungen Tiere werden in vielen Betrieben häufig behandelt, was auf unzureichende Haltungsbedingungen hinweist. Der BfR-Bericht zeigt, dass ein erheblicher Teil der Betriebe mit Saugferkeln jedoch mit einem deutlich geringeren Antibiotika-Einsatz auskommt. Dies deutet auf ein erhebliches Verbesserungspotenzial hin, das durch bessere Haltungspraktiken und eine gezielte Gesundheitsüberwachung erreicht werden könnte.

Gesundheitsrisiken für Verbraucher

Die Übertragung von Antibiotikaresistenzen auf den Menschen erfolgt nicht nur über den direkten Kontakt mit Tieren, sondern auch über den Verzehr von Fleisch und anderen tierischen Produkten. Unsachgemäße Verarbeitung und unzureichende Hygiene in der Lebensmittelproduktion können dazu führen, dass resistente Bakterien in die Nahrungskette gelangen. Dies stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, da die Behandlung von Infektionen, die durch resistente Keime verursacht werden, zunehmend schwieriger wird.

Politische und gesellschaftliche Reaktionen

Die Problematik des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung hat auch politische und gesellschaftliche Reaktionen ausgelöst. Initiativen zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft wurden ins Leben gerufen, um die Gesundheit von Mensch und Tier zu schützen. Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung auf das notwendige Minimum reduziert werden sollte. Dies erfordert jedoch umfassende Veränderungen in der Art und Weise, wie Tiere gehalten und gefüttert werden.

Fazit

Der hohe Antibiotikaeinsatz in der Masttierhaltung ist ein komplexes Problem, das sowohl gesundheitliche als auch ethische Fragen aufwirft. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass Fortschritte bei der Reduzierung von Resistenzen erzielt werden können, jedoch sind weitere Anstrengungen erforderlich, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und die Haltungsbedingungen für Nutztiere zu verbessern. Der BfR-Bericht unterstreicht die Notwendigkeit, den Einsatz von Antibiotika zu überwachen und zu regulieren, um die Entstehung und Verbreitung resistenter Bakterien zu verhindern.

Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen der Gesundheit der Tiere, der Sicherheit der Lebensmittel und dem Schutz der menschlichen Gesundheit zu finden. Nur durch eine verantwortungsvolle Tierhaltung und einen bewussten Umgang mit Antibiotika kann dieses Ziel erreicht werden.

Quellen: ZEIT ONLINE, BUND, DUH, PETA, Deutschlandfunk.

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