Auf der Frankfurter Buchmesse 2024 stellte der Soziologe Armin Nassehi sein neues Buch „Kritik der großen Geste: Anders über gesellschaftliche Transformation nachdenken“ vor. Im Gespräch mit Ralph Bollmann am F.A.Z.-Stand plädiert Nassehi für einen veränderten Denkansatz in Bezug auf gesellschaftliche Transformationsprozesse.
Gerald Wagner beschreibt in seiner Rezension des Buches in der F.A.Z., dass Nassehi explizit kein akademisches Werk vorlege, sondern einen engagierten Essay. Das Buch verzichtet größtenteils auf Zitate und Literaturverweise und besticht durch die stringente soziologische Argumentation des Autors. Wagners Beschreibung nach sei das Werk weit ausholend, in der Variation seiner Argumentation stellenweise etwas mäandernd und gelegentlich auch polemisch.
Nassehis Buch setzt sich kritisch mit dem weit verbreiteten Ruf nach rasanten und umfassenden Transformationen auseinander, der angesichts von Krisen wie dem Klimawandel oder Kriegen laut wird. Der Soziologe hinterfragt die Annahme, dass eine andere Welt allein durch unseren Willen möglich sei und ignoriert dabei die Komplexität und Widerstände innerhalb einer Gesellschaft.
Statt auf große Gesten setzt Nassehi auf die Logik der kleinen Schritte. Seiner Ansicht nach kann Veränderung nicht gegen, sondern nur mit der Gesellschaft und ihren eigenen Mitteln erreicht werden. Das bedeutet, die innere Komplexität und die Widerstände innerhalb der Gesellschaft zu berücksichtigen und nachhaltige Lösungen anzustreben.
„Kritik der großen Geste“ ist ein Plädoyer für einen realistischen Blick auf gesellschaftliche Transformationsprozesse. Nassehi zeigt auf, dass nachhaltige Veränderung Zeit und Geduld erfordert und nicht durch idealistische Wunschvorstellungen erreicht werden kann.
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